„Wie wollen wir leben?“ Diese Frage wirft Julia vom Blog einfach frei leben in ihrer Blogparade auf. Es ist sowohl gesellschaftlich als auch persönlich betrachtet eine sehr wichtige Frage. Aber sie ist auch schwierig zu beantworten. Weil jede Entscheidung, die wir für die Zukunft treffen, zieht positive wie auch negative Konsequenzen mit sich. Und diese kann man im Voraus nicht vollständig überblicken. Dennoch werde ich dir meine Sicht der Dinge darlegen. Denn eines ist gewiss: Wir alle wollen glücklich leben.
Man nehme ein Päckchen des Lieblingstraums, verrühre es mit 3 Esslöffel Erfolg und gebe eine Portion Anerkennung dazu. Den Teig ausrollen, mit reichlich Lorbeeren dekorieren und ab in den Ofen damit. Und jetzt bitte anbrennen lassen! Weil so natürlich nicht das Rezept für glückliche Menschen aussieht.
Das Problem mit der Frage danach, wie wir leben wollen, ist, dass zwar jeder glücklich leben will, es aber für jeden etwas anderes bedeutet. So kollidieren in einer Gesellschaft immer wieder die verschiedenen Wunschvorstellungen miteinander.
Doch auch in der eigenen kleinen Welt konkurrieren die Wünsche gegeneinander.
So löst die Vorstellung, ein eigenes Haus zu besitzen, zwar ein Kribbeln im Herzen aus. Aber der Gedanke an die finanzielle Belastung plus die nie endende Plackerei, die dahintersteckt, verwandeln das Kribbeln schnell in ein Engegefühl.
Oder die Reiselust, die dir ins Ohr flüstert, dass überall auf der Welt spannende Landschaften und Kulturen darauf warten, von dir entdeckt zu werden. Aber die Sache mit der Fliegerei lässt den umweltbewussten Teil in dir aufschreien.
Oder du willst zwar gesund leben und alt werden, doch den Glutamat-Kartoffelchips, den zuckersüßen Energydrinks und der fettigen Salami-Pizza kannst du einfach nicht widerstehen.
Auf die eigenen Werte kommt es an
Weil unsere eigenen Wünsche widersprüchlich sein können, ist die Frage, wie wir leben wollen, so bedeutungsvoll. Jeder sollte sie sich von Zeit zu Zeit stellen, um zu überprüfen, ob das eigene Leben noch mit den Werten übereinstimmt, die einem am wichtigsten sind. Dafür müssen uns aber erst einmal die eigenen Werte bewusst sein.
Die sind jedoch allzu oft unter der Last der Anforderungen begraben. Wir sind schließlich viel beschäftigte Wesen. Wir „müssen“ produzieren, erschaffen und Großes erreichen. Da bleibt keine Zeit, sich mit den eigenen Werten auseinanderzusetzen. Denn zu aller erst müssen wir allen anderen beweisen, dass wir es wert sind, zu leben.
Und während wir das tun, faulen uns die Wurzeln weg. Und dann fallen wir. Spätestens zu diesem Zeitpunkt wird uns bewusst, was uns wirklich wichtig ist. Doch da ist ein großer Teil des Lebens vielleicht schon hinter uns.
So geht es vielen Menschen. Sie strampeln sich ab für Werte, die ihnen vorgelebt wurden. Nur, um später zu merken, dass sie sich damit selbst entwurzelt haben. Das Resultat sind Frust, Depressionen und Unglücklichsein.
Und all diese unseligen Gefühle werden häufig durch übermäßigen Konsum versucht auszugleichen. Damit schädigen wir uns weiter. Denn wer viel konsumiert, muss viel produzieren. So verderben wir uns unser Familienleben mit Überstunden im Büro, Nachtschichten fürs Fließband, Wochenendarbeit für längere Öffnungszeiten der Geschäfte.
Macht uns das etwa glücklich?
Ich denke nicht.
Mit diesem Verhalten schaden wir nicht nur uns selbst, sondern beschädigen zudem unseren Lebensraum. Wir errichten Berge aus Schrott. Viele Millionen Tonnen Plastikmüll verseuchen die Meere. Jährlich entstehen 12.000 Tonnen hochradioaktiver Atommüll, den niemand in seiner Nähe haben möchte. Wir machen alles um uns herum kaputt und sind noch nicht mal glücklich damit! Warum zur Hölle tun wir es dann?!
Wie viel kostet das Glück?
In einer aufgeweckten Gesprächsrunde stellte einer plötzlich die Frage: „Wie viel kostet euer Glück?“
Nachdenkliche Stille trat ein. Bis sich der Erste meldete: „Nun, wie ihr wisst, habe ich neulich mit dem Hausbau angefangen. Es frisst mir jetzt schon die Haare vom Kopf, seht ihr?“. Scherzhaft strich er mit der Hand über sein lichtes Haar.
„Unsere Hochzeit hat auch ganz schön an unserem Budget genagt“, sagte eine Frau in der Runde. „Es war eine Traumhochzeit, ja! Aber sie hat uns mehr gekostet, als eingeplant war.“
„Als Single habe ich im Moment nur den Wunsch, mich um meinen Körper zu kümmern“, sprach der Nächste in der Runde. „Ich habe mir deshalb ein E-Bike im Wert von 4.000 Euro zugelegt. Jetzt fahre ich damit zur Arbeit. Zumindest, wenn das Wetter passt.“
Der Reihe nach wurden sich Träume und Wünsche aufgezählt. Bis die Letzte in der Runde an die Reihe kam: „Nichts“. Alle starrten sie an. „Mein Glück kostet nichts. Wenn ich von der Arbeit komme, gehe ich eine Runde durch den Wald und bin glücklich.“
Wie würden wohl die vom Materialismus getriebenen Gesprächspartner auf diese Antwort reagieren?
Insgeheim sehnen sich die Menschen nach mehr Einfachheit. Doch noch steht in der Gesellschaft der Konsum im Vordergrund. Deswegen bekommen diejenigen das meiste Ansehen, die am verschwenderischsten leben.
Und in einer Welt, in der die Familien immer weiter auseinanderrücken, ist das Ego eines jeden auf Ansehen angewiesen. Wer sich in seiner Familie unsichtbar fühlt, strebt danach, irgendwann einmal gesehen zu werden. Koste es, was es wolle.
Back to the roots
„Das wahre Glück kostet nicht viel. Wenn es teuer ist, ist es von schlechter Qualität.“
François-René de Chateaubriand
Gehe einmal für ein paar Stunden raus in die Natur, dann weißt du, dass es wahr ist. Die Natur vermag uns zu trösten und aufzuheitern, ohne uns das Geld aus der Tasche zu ziehen. Wann immer du traurig oder frustriert bist, gehe raus in den Wald und du findest dort deinen Frieden. Und ganz nebenbei führt dich ein Ausflug in die Natur sogar zu deinen eigenen Werten zurück.
Wenn ich fern von den Menschen in diese grüne, ruhige Welt abtauche, dann erscheint mir alles viel klarer. Dann ist es, als könnten die Bäume sprechen. Als flüsterten sie: „Ihr Menschen müsst zurück zur Natur. Dort sind eure Wurzeln. Dort findet ihr alle Antworten.“
Es tut so gut, dort in dieser Oase des echten Glücks zu sein, dass ich ewig dort bleiben könnte. Doch dann verlasse ich den Wald, kehre zurück in die hektische, illusorische, menschengemachte Realität und fühle mich wie ein Hund an der Leine der Zivilisation. Dort, wo die Menschen unter all ihren Pflichten, Sorgen, des Etwas-erreichen-müssens das Wichtigste vergessen:
📌 Wir alle sind ein Stück Natur, das irgendwann zu Erde wird, ganz gleich, wie künstlich wir uns geben.
Fazit: In welch einer Welt will ich leben?
Ich würde gerne in einer Welt leben, in der die Menschen, die bescheiden leben und sich mit wenig zufriedengeben, gesellschaftliches Ansehen genießen. Denn sie schonen aufgrund ihres genügsamen Lebensstils Ressourcen und Arbeitskraft, produzieren weniger Abfälle, leben naturverbundener.
Das sind die Vorbilder, von denen ich lerne.
Ich würde gerne in einer Welt leben, in der die Menschen ausgeglichen und mit sich im Reinen sind. Weil ich davon überzeugt bin, dass solch eine Welt keine Dogmen und Zwänge bräuchte. Denn wer sich im Gleichgewicht befindet, weiß intuitiv das Richtige zu tun.
Deshalb sorge ich für meine innere Balance.
Ich würde gerne in einer Welt leben, in der die Menschen mehr Zeit mit der Familie und für die Dinge haben, die glücklich machen. Wir sind jedoch so sehr damit beschäftigt, unseren Lebensunterhalt zu verdienen, dass die Familie und eigene Interessen dahinter untergehen. Das tut uns nicht gut.
Indem ich weniger Geld verschwende, spare ich mir täglich zwei Arbeitsstunden und habe dadurch mehr Zeit zum Leben.
Ich könnte jetzt noch weiter von der Welt träumen, in der ich gerne leben will. Und ich bin Träumer durch und durch. Aber keiner, der die Realität ausblendet. Ich weiß, dass es diese Welt nicht geben wird, weil es mein Ideal ist. Nicht das der anderen. Bestimmt gibt es ein paar Menschen, die sich dieselbe Welt erträumen wie ich. Doch es wäre eine Illusion zu glauben, dass wir alle dasselbe wollen. Deshalb wird die Menschheit wohl nie am selben Strang ziehen.
Um mich davon nicht entmutigen zu lassen, tue ich, was ich kann: Ich übernehme die Verantwortung für mein eigenes Glück und gebe es nicht in fremde Hände.
Die Frage nach einer Welt, in der ich leben möchte, hilft mir dabei, meine Werte nicht aus den Augen zu verlieren.
Mein kleines Manifest
Wir müssen nichts erreichen, außer friedvoll zu leben.
Wir brauchen zum Lebendigsein nicht ständig neue Dinge, sondern Zeit.
Indem wir weniger kaufen, können wir weniger arbeiten und Zeit gewinnen. Für unsere Familien, das Leben und alles, was uns wichtig ist.
Besonders wichtig erscheint mir dabei:
Einen Teil des Tages sollten wir in der Natur verbringen, weil sie uns Wurzeln gibt und dadurch erdet.
Wie willst du leben? Was sind deine wichtigsten Werte? Und wie integrierst du sie in deinen Alltag? Hinterlasse mir dazu gerne einen Kommentar!
Auf Julias Blog findest du weitere spannende Antworten auf die Frage „Wie wollen wir leben“.
Liebe Annabel,
je länger ich über das Thema der Blogparade „Wie wollen wir leben?“ nachdenke, umso interessanter finde ich die verschiedenen Antworten, die man darauf geben kann.
In Deinem Beitrag gefällt mir besonders gut die Beziehung zur Natur und wie wichtig sie für ein zufriedenes Leben ist. Gerade jetzt im Winter möchte ich mehr darauf achten, Zeit draußen zu verbringen. Es geht mir dann einfach viel besser!
Ein glückliches Leben kann so klein anfangen…
Herzliche Grüße
Rebecca
Liebe Rebecca,
danke für deine Worte. ☺
Schön, dass du den Winter nutzen möchtest, mehr Zeit draußen zu verbringen. In der dunklen Jahreszeit ist jeder Lichtstrahl willkommen. Auch ich bin im Winter total gerne draußen unterwegs. Am liebsten, wenn es geschneit hat.
Ich denke, gerade in der Stadt mit der vielen Ablenkung vergisst man schnell, wie wohltuend die Natur auf unser Gemüt wirkt.
Alles Liebe für dich,
Annabel
PS: Auf deinen Beitrag zur Blogparade bin ich auch schon sehr gespannt!
Liebe Annabel,
ja, leider vergisst man immer wieder ganz schnell, welche einfachen Dinge uns eigentlich gut tun würden. Deshalb sind Beiträge wie dieser von Dir ganz wertvolle Erinnerungen, täglich auf uns acht zu geben.
In meinem Beitrag zur Blogparade geht es u.a. um die guten Gewohnheiten, die uns dabei helfen so zu leben, wie wir leben wollen. Wer den Text nachlesen möchte, findet ihn hier: https://frei-mutig.de/wie-wollen-wir-leben/
Herzliche Grüße und einen schönen Advent
Rebecca
Liebe Annabel,
was für ein wundervoller Artikel. Ich stimme Dir aus ganzem Herzen zu, in dieser Welt möchte ich auch leben.
Wir haben für uns entdeckt, wir brauchen keinen Konsum zum glücklich sein. Meine Familie, Freunde, Zeit alleine sind wichtiger.
Danke 🙂
Liebe Grüße
Julia
Liebe Julia,
ich danke Dir für das inspirierende Thema. ☺
Manches kann man mit Geld nicht aufwiegen. Und dazu gehören Familie, gute Freunde, Gesundheit und Lebenszeit. Ich hoffe, immer mehr Menschen wird eines Tages bewusst, dass bedenkenloser Konsum nur kümmerliches Glück hervorruft. Tiefempfundenes Glück dagegen kostet meist nichts.
Liebe Grüße
Annabel
Vielen Dank für Ihre Ideen. Wir konnten ein paar interessante Gedanken für uns selber darin finden. Selbst wenn es das Leben gut mit uns meint, es unserem Umfeld und auch uns selbst gut geht, freuen wir uns im Leben immer über eine extra Prise Glück. „Vivre la vie“ gehört in Frankreich zur Lebensmaxime, bei uns Deutschen bleibt davon ein trockenes „Lebe dein Leben“. Es fehlt das Triumphierende der Sprache, der Aufschrei des Lebens, des Glücks für möglichst lange Momente. Vor unserem geistigen Auge assoziieren wir damit häufig, wie die Jugend in ihrer Unbeschwertheit auf die Dinge zuzugeht, völlig unbekümmert in einem Bewusstsein, dass es das Leben nur gut mit einem meinen kann. Es ist nicht schwer, Dinge zu finden, die einen glücklich machen. Der warme Frühlingswind, die Brise am Meer, das fröhliche abendliche Zusammensein. Auf die innere Haltung kommt es an und im französichen Vivre la vie schwingt etwas wie „Umarme das Leben“, halte es fest, mit allen Sinnen, lebe glücklich. Mit zunehmenden Alter bleibt es die Kunst des Lebens, jene Dinge festzuhalten, die uns glücklich machen. Uns eine gute Portion Unbeschwertheit und Jugend zu bewahren, selbst wenn sich die ersten kleinen Fältchen ins Gesicht graben. Lachfalten machen nicht alt, sie halten jung.Das Leben bleibt uns als Chance und Herausforderung auf der Suche nach Dingen, die uns glücklich machen, uns positiv einstimmen. Seien wir nicht allzu streng mit uns selbst. Halten wir das Glück fest, wenn es uns gefunden hat und lernen wir für unser Leben daraus. Glück schenkt uns Lebensfreude und Lebensmut, lässt uns auch manche schwierige Situation überstehen. Mit Optimismus und neuer Kraft sind wir fähig das Leben zu greifen und die Dinge hin zum Positive zu bewegen. Auf den Weg dorthin müssen wir die großen und kleinen Momente des Glücks pflegen wie eine zarte Pflanze im Garten. Den Boden bereiten, ihm die Nährstoffe zuführen und gelegentliches Gießen, vor allem wenn wir in der Hitze des Alltags zeitweise vergessen an uns zu denken, an unser ganz persönliches Glück.