Warum wir den Tod brauchen (um glücklich zu sein)

Warum wir den Tod brauchen (um glücklich zu sein)

Uns erscheint das Leben als selbstverständlich. Ein Tag folgt wie ein Herzschlag auf den nächsten. Wir kennen den vertrauten Rhythmus. Sprinten in periodischer Regelmäßigkeit durch unsere Biografie, als könnte es niemals anders sein. Wenn es da nur nicht diesen unangenehmen Gegenspieler gäbe. Der Typ mit der schwarzen Kapuze, die er tief über das Gesicht gezogen trägt, um seinen knöchernen Schädel zu verbergen. Du weißt schon, der mit der Sense. Der Tod.

Heute möchte ich ihm den Schrecken nehmen. Ich zeige dir, dass nicht Er alles nimmt, was dir lieb ist, sondern das Leben tut es! Ja, dieses vielseitige, freundliche bunte Etwas schickt dir Krankheiten, Frustrationen, Depressionen und Unfälle, wenn du nicht aufpasst.

Der Kapuzenmann erinnert dich lediglich an ein vernachlässigtes Geschenk. Du wirst gleich erfahren, welches.

Ansonsten brauchst du ihn nicht zu fürchten. Warum? Weil …

„…der Tod […] geht uns nichts an; denn solange wir existieren, ist der Tod nicht da, und wenn der Tod da ist, existieren wir nicht mehr.“ – Epikur

(Quelle)

Die menschlichen Strategien, den Tod zu verdrängen

Wir Menschen sind gut darin, den Tod zu verdrängen. Das Leben bietet uns dafür auch reichlich Ablenkung. Es gibt ständig etwas zu tun. Wir gönnen uns kaum eine Pause, und wenn doch, denken wir schon an das nächste Ereignis. Kleider-Shoppen mit Manuela. Einen Schrank zusammenzimmern mit Torsten. Essen kochen für die Kinder. Geldverdienen, Reise buchen, Rasen mähen, Treppe fegen, Torte backen, Wäsche aufhängen, Nachrichten schauen.

Und dann erwischt es uns eiskalt. Spätestens wenn der Sensenmann einen geliebten Menschen aus unserem Kreis für immer von uns nimmt, erreicht die üble Tatsache unser Bewusstsein:

Wir leben nicht ewig!

Angesichts der kurzen Zeitspanne, die wir auf Erden zur Verfügung haben, macht das Leben keinen Sinn, oder?

Aber fragen wir uns andersherum: Hätte das Leben mehr Sinn, wenn es ewig andauern würde?

Ich glaube, wir würden es nur noch weniger zu schätzen wissen. Denn ist es nicht so, dass wir irgendwie „erwachen“, sobald wir mit dem Tod konfrontiert werden?

An dieser Stelle möchte ich dir eine kleine Zen-Geschichte erzählen. (Ich habe sie hier gefunden)

Zen-Geschichte

Ein Mann floh durch den Dschungel, verfolgt von einem hungrigen Tiger. Der Gejagte lief so schnell er konnte und erreichte schließlich einen Abgrund. Panisch kletterte er an einer Weinrebe nach unten, damit ihn der Tiger nicht erreichte. Doch er kam nicht weit, denn am Boden lauerte die nächste Raubkatze, die es auf sein warmes Fleisch abgesehen hatte. Nun hing sein Leben an der Rebe. Über ihm fauchte der getigerte Tod, unter ihm fletschte er ebenfalls seine Zähne. Wie lange würde er sich halten können? Da entdeckte er eine pralle Weintraube in seiner Reichweite. Er pflückte die Frucht und steckte sie sich in den Mund. Noch nie hatte er so etwas Köstliches gegessen!

Angesichts des Todes wird uns die Kostbarkeit unseres Lebens erst einmal bewusst. Jeder Augenblick ist flüchtig wie der Dampf einer heißen Tasse Tee. Wenn wir ihn nicht auskosten, ist er für immer verschwunden.

Und so geht es uns mit unserer gesamten Lebenszeit. Irgendwann hört jede Uhr auf zu ticken. Wie viele Geburtstage jeder Einzelne noch erleben wird, weiß niemand. Und egal wie alt wir sind, es könnte der letzte gewesen sein. Deshalb sollten wir besser nicht so tun, als hätten wir ewig Zeit. Schon der heutige Tag hat das Potenzial, dich glücklich zu machen!

Gibt es ein Leben nach dem Tod?

Gibt es ein Leben nach dem Tod?
Bild von Tumisu auf Pixabay

Menschen machen sich unterschiedliche Vorstellungen von einem Leben nach dem Tod. Der Glauben, dass es da „mehr“ geben könnte als das bisschen Zeit auf Erden, ist ein tröstlicher Gedanke. Doch ich halte ihn außerdem für gefährlich.

Es soll Menschen geben, die ihr gesamtes Leben in die Hände irgendeines Gurus legen. Er verspricht ihnen den Himmel, wenn sie sich an die festgelegten Regeln halten. Sie fristen ein vermeintlich sinnvolles, aber unglückliches Dasein, vollkommen fremdbestimmt, um am Ende genauso tot zu sein wie jeder andere Verstorbene.

Es gibt jedoch auch schöne Vorstellungen von einem Nachleben, die nicht davon abhängen, wie sündenfrei und aufopferungsvoll jemand gelebt hat. Dazu kommen die Berichte von Nahtoderlebnissen, Rückführungen oder sogar Geistersichtungen. All das erweckt den Glauben, dass der Tod nicht das Ende sei.

Aber auf ein Leben nach dem Tod zu hoffen ist, als würde man blind von einer Klippe springen, in der Hoffnung, sanft zu landen. Denn wenn da nichts ist, war’s das – für immer.

Ob es ein Leben nach dem Tod gibt, ist ungewiss. Was sicher ist: Es gibt ein Leben davor – und du befindest dich JETZT gerade mittendrin!

Ich betrachte das Leben als ein einmaliges Geschenk. Das macht es viel kostbarer. Was ist ein Geschenk noch wert, wenn da noch zwanzig andere auf einen warten? Das Leben ist eine Seltenheit. Du und ich gehören zum Kreis der Dagewesenen. Der Großteil der möglichen Existenzen erblickt das Licht der Welt niemals. Es ist ein Schatz, den du in deinen Händen hältst. Mach dir das bewusst!

Wie gehe ich mit dem Geschenk des Lebens um?

Wäre es nicht ausgesprochen schade, wenn du deine lebendigen Jahre überwiegend in schlechter Stimmung verbringst? Ich meine, die restliche Ewigkeit wird es dich nicht mehr geben! Jetzt ist die Zeit, in der du glücklich sein darfst!

Wenn dein Körper dir düstere Emotionen schickt, tut er das nicht, um dich zu ärgern. Er ist dein engster Freund, der dir rät, pfleglich mit dir umzugehen. Er alarmiert dich mithilfe negativer Gefühle, um dich darauf aufmerksam zu machen, dass du gerade an dir vorbeilebst. Wenn du dich müde, schlapp, emotionslos, traurig, ängstlich, wütend, aggressiv oder wer weiß, wie elend fühlst, möchte er, dass du in dich gehst, um die Ursache zu erspüren:

Anhand dieser Fragen kannst du herausfinden, ob die Gefühle körperliche Gründe haben. Die sind leichter zu beheben als psychische. Sorge also erst mal dafür, dass dein Körper alles hat, was er braucht. Wenn du dich danach nicht besser fühlst, grabe tiefer:

Beispiel:

  • Was ist vorgefallen? – Ich habe ein wichtiges Spiel verloren.
  • Warum hast du das Spiel verloren? – Weil alle anderen besser vorbereitet waren als ich.
  • Warum waren alle anderen besser vorbereitet? – Weil sie mehr Zeit hatten.
  • Warum hatten sie mehr Zeit? – Weil sie sich nicht um ihre schwerkranke Schwester kümmern mussten.
  • Und bereust du das? – Auf gar keinen Fall!

Indem du dich nach dem Warum fragst, dringst du allmählich zum Kern des Problems vor. In dem Beispiel hat jemand ein Spiel verloren, weil die Schwester wichtiger war.

Was ist dir wichtig?

Ein Grund, warum es uns nicht gut geht, ist, dass wir uns zu viel darum bemühen, anderen zu gefallen. Wir tragen modische Klamotten, um dazuzugehören. Unsere Freizeitaktivitäten müssen trendy sein, sonst kommen wir langweilig rüber. Wir brauchen drei Katzen und fünf Kanarienvögel, damit wir mitreden können, wenn sich die Kollegen in der Kaffeepause gegenseitig mit ihren lustigen Tiergeschichten übertrumpfen. Und wir benötigen viel Zeit, um all das in unser Leben zu holen. Dadurch bleibt wenig für die Dinge übrig, die uns wichtig sind.

Deshalb frage dich: Was ist dir wirklich wichtig? Die folgenden drei Fragen helfen dir, das herauszufinden. Denk in Ruhe darüber nach und mach dir bestenfalls Notizen:

  1. Was waren deine glücklichsten Momente in deinem Leben?
  2. Mit welchen Menschen verbringst du am liebsten Zeit?
  3. Welche Tätigkeiten bringen dir mehr Energie, als dass sie verbrauchen?

Bei den Fragen geht es nicht darum, beeindruckende Antworten zu liefern. Du beantwortest sie für dich selbst. So bekommst du Klarheit darüber, welchen Dingen du wieder mehr Platz in deinem Alltag einräumen willst.

Wenn dein glücklichster Moment war, als du das erste Foto deines Lebens geschossen hast, dann finde heraus, was ihn so besonders gemacht hat. Das Fotografieren an sich? Das Ereignis, das du fotografiert hast? Die Menschen, die dich umgeben haben? Die Natur? Der Urlaub, in dem du warst? Was davon möchtest du wieder mehr in dein Leben holen?

Bild von klimkin auf Pixabay

Manchmal muss man tief nach den Antworten buddeln. Ein andermal liegen sie offen vor dir. Wenn du weißt, was dich glücklich macht, hole es dir in dein Leben!

Immerhin bleibt nicht viel Zeit dafür, es zu genießen.

Was brauchst du wirklich?

Noch einmal zur Erinnerung: JETZT haben wir alles, was wir brauchen! Wenn wir tot sind, gibt es nichts mehr. Niente! Nada! Nothing!

Ich will dir keine Angst machen. Eher möchte ich, dass du dir bewusst machst, dass du die Dinge, die dir wichtig sind, nicht aufschiebst, sondern schon heute Stück für Stück in dein Leben holst.

Der Sensenmann wartet nicht, bis du dir deinen letzten Wunsch erfüllt hast. Er reißt sogar sehr viele Menschen mitten aus dem Leben. Frauen mit unverwirklichten Träumen. Männer mit Plänen im Kopf, die noch nicht umgesetzt sind. Selbst vor Kindern macht er nicht Halt. Er ist gnadenlos. Da nützt auch kein Flehen, ob man nicht noch ein bisschen mehr Zeit bekäme.

Du hattest die Zeit! Wenn du sie mit Unwichtigem verplempert hast, interessiert das den Tod nicht.

Was dir im Herzen wirklich wichtig ist, muss keinem anderen gefallen. Denn das ist unwichtig!

Alles, was du für ein erfülltes Dasein brauchst, liegt dir hier auf Erden zu Füßen.

Du musst nicht das Leben eines anderen führen, um glücklich zu sein. Schau, was da, wo du stehst, möglich ist. Frag dich jeden einzelnen Tag, wie du dir heute eine Freude machen kannst und erfüll sie dir! Und ich spreche wirklich nicht von großen Dingen, denn Zufriedenheit braucht nichts Großes.

Mit der Sterblichkeit vor Augen…

…wird uns klar, wie wertvoll jeder Tag ist. Genau dafür brauchen wir das Wissen um den Tod: Er hilft uns, im Hier und Jetzt zu leben, die Menschen zu treffen sowie die Dinge zu tun, die uns wichtig sind.

Dass das Leben nur eine bescheidene Anzahl von Jahren für uns bereithält, sollten wir deshalb niemals verdrängen! Wer lebt, als hätte er alle Zeit der Welt, wird zu einer Vielzahl unbewusster Tätigkeiten verleitet. Wie oft lassen wir uns zu etwas hinreißen, das wir eigentlich gar nicht wollen? Wie oft bedauern Leute, nicht mehr Zeit mit einem geliebten Menschen verbracht zu haben?

Mit der Endlichkeit vor Augen werden wir unsere Lebenszeit nicht mehr so leichtfertig wegwerfen, als hätten wir genug davon. Wir gehen sparsamer mit ihr um, sodass wir mehr davon haben.

Freund Hein,  
so schrecklich er uns scheint,  
ist unser Aufforderer zum Glücklichsein. 

***

Ist der Tod ein Thema, das du am liebsten verdrängst? Oder ist er dir stets präsent? Und wenn es etwas gäbe, wodurch du ewig leben könntest: Warum würdest du es nutzen beziehungsweise warum eher nicht? Auf deine Antwort in den Kommentaren bin ich gespannt!

Falls du noch etwas Zeit für eine kleine Geschichte übrig hast, kann ich dir diese empfehlen: Ein Schmetterling will fliegen (Oder: Eine kurze Geschichte über das Leben). Ansonsten nehme ich es dir nicht übel, wenn du jetzt sofort verschwindest, um dir eine Freude zu bereiten. In dem Fall: viel Vergnügen! 😊


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Beitragsbild von 12222786 auf Pixabay | bearbeitet durch Autorin

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