Gelassenheit ≠ Gleichgültigkeit! – Finde deine innere Balance (7 Tipps)

Gelassenheit ist nicht Gleichgültigkeit - 7 Tipps für innere Balance

Vor einigen Jahren sprach sich jemand bewundernd über meine Gelassenheit aus. Das Kuriose dabei war, dass ich mich zu dem Zeitpunkt alles andere als ausgeglichen gefühlt habe. Innerlich schwankte ich wie ein Boot auf hoher See. Die Worte hatten mich demnach sehr überrascht. Aus dem Kontext heraus weiß ich aber, dass sie nicht ironisch, sondern ernst gemeint waren. Das war nicht das einzige Mal, dass meine ruhige Art den Anschein erweckt hat, als wäre ich innerlich im Gleichgewicht. Doch mit Gelassenheit hatte das in Wahrheit nichts zu tun.

Was aber ist diese Gelassenheit, die sich viele Menschen so sehr wünschen?

Angenommen, dir wächst gerade alles über den Kopf. Du weißt nicht mehr, wo vorne und hinten ist, wo oben und unten. Dann bist du auch noch spät dran zu einem wichtigen Termin, musst eine Umleitung über Rom fahren und landest zu allem Überfluss in einem Stau, wo dir jemand in den Kofferraum fährt. Wer jetzt nicht ausflippt, der muss schon ausgesprochen gelassen sein.

Oder ihm ist einfach alles egal.

Worin unterscheidet sich überhaupt Gelassenheit von Gleichgültigkeit?

Gelassenheit vs. Gleichgültigkeit – ein kleiner Unterschied

Die Ansprüche wachsen. In immer kürzerer Zeit musst du mehr und mehr schaffen, sonst bist du bald abgehängt. Deine To-do-Liste reicht bis zum Mond und die Aufgaben lasten auf deinen Schultern, als wären sie derselbige. Wie kann ein Mensch da gelassen bleiben, ohne sich freiwillig im Erdboden zu verbuddeln?

Wer gelassen ist, hat laut Wikipedia „die Fähigkeit, vor allem in schwierigen Situationen die Fassung oder eine unvoreingenommene Haltung zu bewahren.“ Doch kann man da nicht schnell in die Gleichgültigkeit abrutschen?

Den kleinen Unterschied zwischen einem in sich ruhenden Menschen und demjenigen, dem alles egal ist, macht die Wahrnehmung der Situation. Während der erste das Geschehen beobachtet und analysiert, inwieweit er die Dinge selbst in der Hand hat, macht sich der zweite die Mühe gar nicht erst und streikt sofort.

Der Gelassene hat demnach einen wachen Blick und verschließt nicht die Augen vor der unangenehmen Realität. Er überprüft, was er selbst tun kann, um den Zustand zu verbessern und steckt nicht den Kopf in den Sand. Wenn er also jeden Morgen in Stress gerät, weil er im Berufsverkehr nicht flüssig durchkommt, ist ihm klar, dass nicht die anderen schuld daran sind, sondern er selbst, weil er sich die extra Zeit, die er bräuchte, um entspannt anzukommen, nicht eingeplant hat. Er weiß, er selbst hat die Wahl und zieht daraus seine Konsequenzen: Entweder ich akzeptiere diesen Extrakick am Morgen oder ich stehe morgens eine viertel Stunde eher auf, um zeitiger loszumachen.

Dem Gleichgültigen ist es ohnehin egal, ob er pünktlich ist oder nicht. Er lässt sich nicht stressen. Soll die Welt doch damit klarkommen. Ihr Pech, wenn sie sich nicht an seine Eigenheiten gewöhnt.

Wie kannst du es schaffen, gelassener zu werden, ohne dass dir die Welt egal wird?

7 Tipps für mehr Gelassenheit

Es gibt unterschiedliche Situationen, in denen wir uns mehr Gelassenheit wünschen. Ich habe dir im Folgenden ein paar Gedanken herausgepickt. Schau, welche am ehesten auf dich zutreffen und lies, was du tun kannst, um nicht aus deiner Balance zu fallen.

Die To-do‘s stapeln sich wie ein unheilverkündender schwankender Turm

1. Tipp: Durchatmen. Die Gedanken sammeln. Und dann eins nach dem anderen – in deiner Zeit und in deinem Tempo – abarbeiten. Um gelassen zu bleiben, brauchst du einerseits eine Strategie, den Stapel an Aufgaben sinnvoll zu erledigen. Andererseits benötigst du die Einsicht, nur das zu machen, was du in einer vorgenommenen Zeit bewältigen kannst. Was du nicht schaffst, muss warten. Davon wird der Mond nicht auf die Erde fallen.

Die Welt ist ungerecht und ich hab’s erkannt

2. Tipp: Ja, die Welt kann einen schon mal arg ungerecht erscheinen. Menschen können unfair sein, mitunter grausam. Doch was kannst du dagegen tun? Nichts! Du kannst nicht die Welt vor Kriegen, Verbrechen und miesen Chefs retten. Aber du kannst dich selbst retten, indem du es zum einen erst mal akzeptierst. Und zum anderen ist die beste Lösung, bei dir selbst anzufangen. Du kannst nicht die Menschheit ändern – nur dich selbst. Indem du dich über fremde Entscheidungen aufregst, wird es nicht besser. Überlege stattdessen, was du umsetzen kannst, um die kleine Welt um dich herum zu einem besseren Ort zu machen. Das gibt dir Selbstvertrauen, um mit dem Rest fertig zu werden.

Ich bin so unglücklich und niemand sieht mein Leid

3. Tipp: Wenn du dich so unzufrieden fühlst, bist du oftmals mit dir selbst nicht gut umgegangen. Mag sein, dass du vergessen hast, wie viel mehr Macht du über deine eigenen Gefühle hast, als jeder andere sie haben kann. Um dir selbst gegenüber wieder mehr Gelassenheit entgegenzubringen, musst du zunächst diese schlechten Gefühle annehmen, wie sie sind. Es ist dein wunderbarer Körper, der dir damit ausdrückt, dass etwas nicht optimal läuft. Er hat es bemerkt und will die Aufmerksamkeit auf dich lenken. Seine Botschaft: Tu dir etwas Gutes. Jeden Tag! Ernähre dich gesund. Bewege dich an der frischen Luft. Lerne zu meditieren, um in Kontakt mit dir selbst zu kommen. Und sage Nein, wenn du Nein meinst.

Ich wäre gern …, ich würde gern …, aber das klappt sowieso nie

4. Tipp: Wieso denkst du das? Leg doch erst mal los. Und vor allem: Mach dir keinen Stress. Wir Menschen glauben immer, alles muss ein Ziel haben; wir bräuchten etwas, das wir vorweisen können. Aber manchmal behindern solche Gedanken auch. Wieso machst du nicht einfach etwas aus reinem Vergnügen? Such dir eine Lieblingsbeschäftigung und nimm dir jeden Tag Zeit dafür – ohne die Verpflichtung, irgendetwas damit erreichen zu müssen. Mach es nur für dich. Und du wirst sehen, was dabei herauskommt. Es muss nicht jeder Schritt im Leben vorausgeplant und kontrolliert werden. 

Jeder zerrt an mir rum, will was von mir, stiehlt mir die Zeit

5. Tipp: Neben den Erwartungen, die man selbst an sich hegt, gibt es noch die von außen. Diese setzen uns zusätzlich unter Druck. Wie sollst du nur allen gerecht werden? Sollst du gar nicht! Du kannst nichts dafür, wenn andere sich eine bestimmte Vorstellung von dir machen, wie du zu sein hast. Das ist deren Angelegenheit. Wenn du die Erwartung nicht erfüllst, ist es somit deren Enttäuschung, nicht deine. Denn deine Ansprüche an dich selbst liegen eben woanders. Und das ist vollkommen okay. Denn wie fühlst du dich, wenn du versuchst, es allen recht zu machen, ohne Rücksicht auf deine Bedürfnisse? Du verbringst nun einmal die meiste Zeit mit dir – nicht mit den anderen. Deshalb musst du in erster Linie für dein eigenes Wohlergehen sorgen, sonst wirst du dich schwer ertragen können.

Ich stecke mit einer Aufgabe fest, weil ich wahrscheinlich eh nichts kann

6. Tipp: Solche runterziehenden Gedanken helfen nicht weiter. Abgesehen davon sind sie nicht wahr. Wenn etwas nicht klappt, neigt man dazu, sich selbst fertigzumachen und alles negativ zu sehen. Aber es ist eben nur deine momentane Sichtweise – deine Auffassung, deine Interpretation. Wenn es besser läuft, siehst du dich selbst schon wieder in einem anderen Licht. Deshalb ist jetzt Ruhe bewahren angesagt. Lass die Aufgabe einfach mal liegen und mach etwas anderes. Du könntest deine Konzentration auch auf ähnliche Aufgaben legen, die du schon gemeistert hast. Schau sie dir noch mal an, dann siehst du, was du schaffen kannst. Das wird dich wieder beflügeln.

Wie soll ich mithalten in einer Welt, die sich scheinbar immer schneller dreht?

7. Tipp: Nimm doch einen anderen Weg oder bleib ruhig mal stehen und genieße den Augenblick. Schau dich um. Was bedeutet für dich Lebendigkeit? Vielleicht merkst du, während du dort stehst und beobachtest, dass immer wieder dieselben Menschen an dir vorbeihetzen, ohne je wirklich anzukommen. Und du? Möglicherweise bist du gerade im Paradis angekommen, weil du in diesem Moment der Entschleunigung zum ersten Mal wahrnimmst, wie schön die Welt doch ist.

… Aus dem Nähkästchen

In den letzten Jahren bin ich selbst immer gelassener geworden. Allerdings schwankt es je nach Stimmung. Es ist nicht schwer, gleichmütig zu bleiben, wenn gerade alles super läuft. Die Herausforderung ist es, diesen Zustand zu bewahren, wenn die Luft dünn wird. Und das habe ich im Laufe der Zeit besser im Griff. Ich falle jetzt nicht mehr so schnell aus meiner Bahn wie noch vor einigen Jahren. Beziehungsweise pendle ich mich schneller wieder ein. Es ist ein Prozess, der Übung braucht, denn zunächst müssen sich die Gedanken, die man seit jeher gepflegt hat, neu strukturieren.

Ironischerweise hat dieser Beitrag meine Gelassenheit ganz schön auf die Probe gestellt. Seit ich diesen Blog habe, arbeite ich – abgesehen von ein paar bewussten Schreibpausen – jede Woche von Montag bis Freitag jeweils zwei Stunden an einem neuen Beitrag. Diesmal war das erste Mal, dass ich eine Art Schreibblockade hatte, bei der ich nicht vorwärtskam. Ich wollte den Text schon verwerfen, weil ich glaubte, ihn nicht mehr fertig zu bekommen. Entsprechend dem 6. Tipp habe ich mich dann in meiner Schreibzeit einem anderen Text gewidmet, der schon fertig in meinem Archiv liegt, aber noch nicht veröffentlich ist – und nach einer Stunde war ich so weit, diesem Beitrag noch eine Chance zu geben. Auf einmal kam ich in meinen ersehnten Schreibfluss. 😊

***

Zum Abschluss fasst der folgende Spruch den Umgang mit schwierigen Situationen noch einmal kurz zusammen. Vielleicht kennst du ihn?

„Gott, gib mir die Gelassenheit, Dinge hinzunehmen, die ich nicht ändern kann,
  den Mut, Dinge zu ändern, die ich ändern kann,
  und die Weisheit, das eine vom anderen zu unterscheiden.“

Gelassenheitsgebet

Wie schwer fällt es dir, gelassen zu bleiben? Wie bist du bisher mit schwierigen Situationen umgegangen? Haben dir meine 7 Tipps für mehr Gelassenheit geholfen? Ich freue mich, wenn du mir in den Kommentaren davon erzählst. 😊

Wenn du dir jetzt etwas Gutes tun willst, lass dich doch von der ersten Etappe des Glückspfads inspirieren. Oder lies diesen Beitrag: Selbstfürsorge: Glücklich im Alltag – So geht’s!

Wenn dir eher nach einer kurzen Geschichte zumute ist, um wieder den Wert dieses einzigartigen Daseins zu erkennen, habe ich diese für dich: Ein Schmetterling will fliegen (Oder: Eine kurze Geschichte über das Leben)


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5 thoughts on “Gelassenheit ≠ Gleichgültigkeit! – Finde deine innere Balance (7 Tipps)

  1. Bernd says:

    Hi Annabel, hab Deinen Post gefunden und er hilft mir ein Stück weiter. Als „Gutmensch“ versuche ich Immer alles zum Guten zu bringen. Das geht aber meistens leider nicht. Dein Text hilft mir nicht gleichgültig zu agieren, sondern weiter an mir selbst zu arbeiten UND noch gelassener zu werden. LG Bernd aus Hamburg. Nam Myoho Renge Kyo

    • Annabel says:

      Hi Bernd, das freut mich sehr, dass dir mein Beitrag hilft, gelassener und dabei nicht gleichgültig zu sein. Genau das wollte ich damit erreichen. 😊 Würde mich freuen, auf meinem Blog wieder von dir zu lesen.

      Liebe Grüße

      Annabel

  2. Peter Krings says:

    Hi Annabel, habe den Gelassenheitsspruch vor 23 Jahren bei AA gelernt. Konnte den Verlust meiner Frau und den Kindern auch später mehr oder weniger gelassen hinnehmen. Dir mir in AA erarbeitete Gelassenheit rutscht aber in den letzten Jahren immer wieder mal in eine Gleichgültigkeit in meinen Gedanken an die 6 Enkelkinder, die ich wohl haben soll und noch nie gesehen habe. Das ist eher mein Schutz, als eine schlechte Angewohnheit. Gibt dafür ein Spruch, der hilft ? Gruß Peter

    • Annabel says:

      Hi Peter,

      danke für deinen persönlichen Kommentar.

      Verstehe ich es richtig, dass du dir einen Spruch wünschst, der dich deinen Enkelkindern gegenüber nicht mehr so gleichgültig fühlen lässt?

      Falls ja: Es gibt in der Metta-Meditation ein paar Sätze, die dabei helfen könnten. Die lauten etwa so:

      Möge(n) ich (meine Enkel) sicher sein.
      Möge(n) ich (meine Enkel) glücklich sein.
      Möge(n) ich (meine Enkel) gesund sein.
      Möge(n) ich (meine Enkel) mit Leichtigkeit durchs Leben gehen.

      Das Prinzip dahinter ist, dass du dir selbst und deiner „verlorenen“ Familie gegenüber wohlwollende Gedanken pflegst. So entsteht eine Verbundenheit unabhängig davon, ob du sie jemals treffen wirst. Dadurch verwandelt sich die Gleichgültigkeit bestimmt bald wieder in Gelassenheit, sodass du die Situation entspannter angehen oder auch loslassen kannst.

      Ich wünsche dir jedenfalls alles Gute dabei und hoffe, dass es dir ein bisschen weiterhilft. Ansonsten schreib gerne noch mal.

      Viele Grüße

      Annabel

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