Manipulation: So wirst du beeinflusst (und wie du dich davor schützt)

Manipulation: So wirst du beeinflusst (und wie du dich davor schützt)

Das deutlichste Anzeichen dafür, dass du manipuliert wirst, sind Gefühle der Angst und Wut. Jemand entreißt dir dein Sicherheitsgefühl, um deine Aufmerksamkeit auf deine Machtlosigkeit zu lenken. Denn wenn du dich den Umständen ausgeliefert fühlst, bist du ausgeliefert – und zwar dem, der dich manipulieren möchte. Meist steckt hinter manipulativem Verhalten der Wunsch, selbst Macht zu erlangen, mit dir Geld zu verdienen bzw. dich als Instrument für die Durchsetzung eigener Ideale zu benutzen.

Pass deshalb auf, wem du dein Vertrauen schenkst!

So erkennst du Manipulation

Bei mir läuten sofort meine imaginären Alarmglocken, wenn jemand versucht, mich mit dem Hervorrufen von Angst oder Wut von etwas zu überzeugen. Denn wer derart ungute Emotionen in mir heraufbeschwört, hat mit Sicherheit keine guten Absichten.

Immerhin sorgen archaische Gefühle wie Angst und Wut dafür, dass unser Verstand sich abschaltet. Logisches Denken kann somit nicht mehr stattfinden. Die Befürchtung, die Kontrolle zu verlieren, verstärkt sich und damit schnappt die Falle zu!

Dabei ist die „Rettung“ schon nah: Derselbe, der dir „gütigerweise“ aufgezeigt hat, in welch misslicher Lage du dich gerade befindest, ist derjenige, der dir nun eine Lösung anbieten möchte. Diese Lösung hat natürlich einen Preis, den du – zumal er nicht mit Geld zu bezahlen ist – möglicherweise nicht einmal erkennst.

Lässt du dich darauf ein, wirst du – als weiteres manipulatives Mittel – in den Kreis der „Wissenden“ aufgenommen. Ja, du bist jetzt wer ganz Besonderes. Im Gegensatz zu den meisten anderen, kennst du nämlich die Lösung für das Problem (welches du vor deiner „Erkenntnis“ gar nicht hattest). Nun kannst du auch andere davon überzeugen und spielst folglich dem Manipulierenden in die Hände. Immerhin gewinnt er durch dich an Einfluss.

Zweifelst du hingegen noch an der bereitgestellten Lösung, wird sich eines anderen (manipulativen) Mittels bedient: Du musst dich schnell entscheiden, sonst könnte es zu spät sein! Auch hierbei erklingt ein alarmierendes Läuten in mir: Wer mit (Zeit-)Druck sein Ziel erreichen möchte, will verhindern, dass ich einen Rückzieher mache. Denn wer unter Druck steht, kann nicht klar denken und trifft seine Entscheidung leichtfertig. Das kann nur von jemandem gewollt sein, der nicht mir etwas Gutes tun möchte, sondern sich selbst. Dieser Jemand will sich an mir bereichern. Kaum etwas kann so dringend sein, dass dir keine Zeit zum Nachdenken bleibt!

Wie schützt du dich vor Manipulation

Um nicht blind einer Behauptung zu folgen, die auf verdrehten Tatsachen beruht oder schlicht an den Haaren herbeigezogen wurde, nimm dir die Zeit und setze dich mit folgenden Fragen auseinander: Sind die Aussagen deines Gegenübers real oder lassen sie sich widerlegen? Woher stammen die Informationen seinerseits? Lassen sie sich überprüfen? Welche Interessen stecken möglicherweise dahinter? Und welche Lösungen stehen dir für dieses Problem noch zur Verfügung?

Des Weiteren hilft dir folgende Vorgehensweise, um dir bewusst zu machen, ob du einer versuchten Manipulation unterliegst:

  1. Betrachte verschiedene Blickwinkel!
  2. Sei offen für neue Erkenntnisse!
  3. Denke im Stillen nach!

1. Betrachte verschiedene Blickwinkel!

Es gibt nicht nur eine Betrachtungsweise, das sollte klar sein. Zu einer Meinung findet sich immer auch eine Gegenmeinung. Aber wo steckt die Wahrheit, wenn jeder sie für sich beansprucht?

Manche behaupten, es gäbe nur die EINE Wahrheit. Doch stimmt das wirklich?

Die persönliche Wahrheit

Jedes Lebewesen nimmt die Welt auf seine eigene Weise wahr – das entspricht seiner persönlichen Wahrheit, die auf seinen Sinneswahrnehmungen beruht. So erlebt zum Beispiel ein Oktopus die Realität ganz anders als ein Mensch. Würden sie sich darum streiten, wer die Welt sieht, wie sie wirklich ist, kämen sie auf keinen gemeinsamen Nenner. Wir alle sehen nur einen Ausschnitt der Wirklichkeit – nie aber die gesamte.

Die gesellschaftliche Wahrheit

Doch bleiben wir beim Menschen. Im Laufe der Jahrhunderte gab es unterschiedliche Wahrheiten in der Gesellschaft. Noch vor über 100 Jahren lebten beispielsweise die Frauen in einer ganz anderen Realität. Sie durften weder wählen gehen, noch verfügten sie über ein eigenes Bankkonto. Die Frau war unmündig und den Männern unterworfen. Das war die damalige gesellschaftliche Wahrheit. Heute kommt uns das völlig absurd vor. Wobei es noch immer Kulturen gibt, in denen Frauen unterdrückt werden. Aber in unserer westlichen Gesellschaft empfinden wir das als falsch. Dafür werden vielleicht zukünftige Generationen unsere derzeitige Wahrheit, Tiere für den Fleischverzehr halten zu müssen, als grundfalsch erachten. Die Bewegung geht bereits in diese Richtung.

Die spirituelle Wahrheit

Dann gibt es religiöse Fragen, die meist vom eigenen Glauben beantwortet werden: Gibt es Gott, die Seele, ein Leben nach dem Tod? Die individuellen Antworten darauf können als spirituelle Wahrheit angesehen werden. Für diejenigen, die an Gott glauben, ist seine Existenz die Wahrheit. Für andere finden sich alternative Antworten. Doch wie bei allen subjektiven Wahrheiten, lässt sich darüber streiten.

Die absolute Wahrheit

Worüber man sich allerdings nicht streiten kann, entspricht der absoluten Wahrheit. Es handelt sich dabei um eine Frage, auf die es nur eine Antwort gibt. 6 mal 6 ist 36. Das steht außer jeglicher Diskussion. Niemand käme auf die Idee, das ernsthaft anzuzweifeln. Es gibt aber auch Fragen, die unseren Verstand übersteigen und die wir niemals beantworten werden können. Eine solche wäre: Warum gibt es das Universum und nicht einfach nichts? Auch darauf muss es eine Antwort geben, doch wir werden sie nie erfahren. Selbst wenn ein Gläubiger davon überzeugt ist, dass Gott die Welt geschaffen hat, verschiebt sich diese Problematik nur: Wer oder was hat demnach Gott erschaffen?

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Du siehst, es gibt die Fragen, auf die es nur eine Antwort – eine ojektive Wahrheit – gibt, das heißt aber nicht, dass wir sie immer durchblicken können. In diesem Fall lassen sie Spielraum für viele Möglichkeiten und geben damit auch Manipulationen Raum.

Subjektive Wahrheiten wiederum haben keinerlei Anspruch auf absolute Richtigkeit, weil sie immer manipulierbar sind. So können etwa sinnliche Wahrnehmungen zum Beispiel durch Drogen beeinflusst werden und dadurch deine persönliche Wahrheit aus den Angeln heben. Gesellschaftliche Wahrheiten werden von den aktuellen Meinungen des Zeitgeistes geprägt und sind im stetigen Wandel. Ebenso ist die spirituelle Wahrheit verschiedenen Weltanschauungen unterlegen.

Was bedeutet das schlussendlich für dich? Da du ständiger Manipulation ausgesetzt bist, hilft es nur wachsam zu sein. Akzeptiere, dass es immer mehrere Meinungen und Blickwinkel gibt. Wenn du verstehst, dass es nicht nur eine Wahrheit gibt, bist du nicht so leicht ungewollt zu beeinflussen. Denn dann reflektierst und überprüfst du Gesagtes anhand verschiedener Sichtweisen. Erst danach bildest du dir eine Meinung mit Hinblick darauf, dass es dein persönlicher Standpunkt und keine unwiderlegbare Tatsache ist.

2. Sei offen für neue Erkenntnisse!

Neue Erkenntnisse können nur entstehen, wenn eine gewisse Bereitwilligkeit dafür besteht. Sobald zwei gegensätzliche Meinungen aufeinandertreffen, kommt es zur Diskussion oder gar zum Streit. Wenn die Fronten jedoch derart verhärtet sind, dass niemand dem anderen Gehör schenkt, kann kein Fortschritt entstehen. Jeder will den anderen von seiner Sicht der Dinge überzeugen und man dreht sich ewig im Kreis. Nicht selten kommt es zu Beleidigungen oder Schlimmerem. Damit aus der verfahrenen Situation allerdings ein Weiterkommen ermöglicht werden kann, muss eine dritte Sichtweise her, die beide Seiten letztlich zusammenführt. Das ist das Prinzip der Dialektik: These – Antithese – Synthese.

Wenn du darauf zurückgreifen bzw. dir dieses Prinzip jederzeit bewusst machen kannst, wirst du weniger blind einer Meinung nachlaufen, sondern den verschiedenen Sichtweisen Gehör schenken. Nur wenn du beide Seiten verstehst, wirst du nicht so leicht manipulierbar sein. Denn dann bist du in der Lage, deine eigenen Schlüsse zu ziehen und daraus eine Erkenntnis zu gewinnen, die einen Fortschritt ermöglicht. Also bleib offen für verschiedene Betrachtungsweisen, denn in jeder steckt ein wenig Wahrheit.

3. Gehe in dich!

Und da kommen wir zu einer wichtigen Vorrausetzung, um überhaupt zu neuen Erkenntnissen zu gelangen: das Nachdenken im Stillen. Nur so gewinnst du Abstand.

Stelle dafür alle Medien und Stimmen aus, die Einfluss auf dich nehmen möchten. Unternimm vielleicht einen ruhigen Spaziergang, um nachzudenken. Jetzt wäre auf jeden Fall der Zeitpunkt gekommen, wo du hinterfragst, inwiefern die Aussagen, denen du Gehör geschenkt hast, sich richtig anfühlen. Was sagen deine Gefühle?

Geht es dir schlecht? Oder redet dir das ein anderer geschickt ein?

Denk an das Gefühl der Angst: War es schon da, bevor du eine möglicherweise manipulative Information erhalten hast? Wenn ja, woher kommt dieses Gefühl tatsächlich? Wirst du real bedroht oder ist diese Angst anderweitig begründet? Was könntest du verlieren? Und warum glaubst du das? Wie viele Möglichkeiten gibt es, damit deine Befürchtungen sich nicht bewahrheiten?

Gibt es auch Wut in dir? Erforsche dieses Gefühl genauso!

Egal, welche Emotion dich plagt, ergründe, welchen Anteil du selbst daran hast. Dann finde für dich persönlich eine Lösung, um damit umzugehen.

Manipulation lebt von negativen Gefühlen. Sie werden heraufbeschworen, um dich lenkbar zu machen. Du solltest also versuchen eine Situation mit etwas Abstand zu betrachten, um festzustellen, welchen Einfluss du selbst darauf nehmen kannst, um nicht in eine Opferrolle zu geraten.

Es ist schwer zu erkennen, welche Absichten hinter einer Manipulation stecken. Durchaus können auch gute Ideale dahinterstehen. Denn Beeinflussung von außen findet im Grunde jeden Augenblick statt. Mit etwas Distanz kannst du jedoch lernen, zu unterscheiden, was sich richtig anfühlt und was eher Wut, Hass oder Angst in dir auslöst. Solch negative Emotionen sind meist keine guten Berater. Sie sollten deshalb umgehend geprüft und neutralisiert werden. Erst dann kannst du besonnen handeln!

Fazit

Ich hoffe, ich konnte dich positiv manipulieren. 😉 Lass dich also nicht blindlings in einen Strudel negativer Emotionen ziehen. Setzte dich mit den Aussagen deiner Mitmenschen auseinander, anstatt allen sofort Glauben zu schenken. Nicht jeder hat gute Absichten und es ist manchmal schwer zu erkennen, was sich hinter einer Manipulation verbirgt. Vorsicht aber ist in jedem Fall geboten, wenn dir jemand seine persönliche Meinung als die einzig richtige auslegt. Gerade dann solltest du auch gegensätzlichen Betrachtungsweisen deine Aufmerksamkeit schenken, um deine eigenen Schlüsse zu ziehen. Wenn du nicht mehr weißt, was du glauben kannst, hilft es, im Stillen in dich hineinzuhorchen: Was fühlt sich für dich richtig an? Bleib dabei entspannt, denn so kommt das Gehirn zu besseren Einsichten!

Was denkst du über das Thema? Hast du ein gutes Gespür für manipulatives Verhalten? Schreib mir gerne deine Sicht der Dinge in die Kommentare.

Bild von Gerd Altmann auf Pixabay

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