Auf der Suche nach Gott

Auf der Suche nach Gott

Ein Mann ging einst auf einen heiligen Berg. Er wollte dort Gott begegnen.

Nach zwölf Stunden, zwölf Minuten und zwölf Sekunden geschah etwas Eigenartiges: Der grau verhangene Himmel öffnete sich und ein goldener Lichtstrahl fiel direkt auf den Suchenden. Er hörte eine Stimme. Doch nicht mit den Ohren. Sie sprach: „Was ist Dein Begehr?“

Der Puls des Mannes ging schneller. Seine Brust hob und senkte sich vor Erregung. Mit bebender Stimme antwortete er: „Oh, allmächtiger Gott! Ich suche Dich hier auf dem heiligen Berg, weil ich Dich nirgendwo sonst finden kann. Ich brauche Deine Führung, denn mein Leben ist aus den Fugen geraten. Bitte, lieber Gott, höre mich an und hilf mir! Ich werde alles tun, was Du verlangst. Ich werde Dir Opfer bringen, wenn Du das wünschst. Und ich werde Dir für den Rest meines Lebens dienen!“

„Wenn das so ist“, sprach die Stimme Gottes, „dann möchte ich, dass Du noch elf Tage hier verweilst. Wir werden uns gewiss wieder begegnen.“

„Dein Wunsch sei mir Befehl“, versprach der verzweifelte Mann. Und so blieb er noch elf Tage und Nächte an Ort und Stelle.

Die erste Nacht war bitterkalt. Er fror, wie er noch nie zuvor gefroren hatte. Um sich aufzuwärmen, marschierte er auf und ab. Dabei entdeckte er eine Feuerstelle mit Holz und Stroh.

Und die Stimme Gottes sprach: „Willst Du jetzt mit mir sprechen oder willst Du Dich wärmen?“

Der Frierende bibberte: „Gott, ich brauche Wärme!“

Im nächsten Moment entzündete sich das Stroh und ein wärmendes Lagerfeuer loderte auf.

Am zweiten Tag wurde der Mann sehr durstig, denn er hatte kein Wasser dabei. Er fühlte sich schlapp und benommen. Seine Füße und Hände kribbelten, als liefen Tausende Ameisen in seinen Adern umher. Auch konnte er kaum mehr klare Gedanken fassen. Als er kurz davor war aufzugeben, hörte er ein leises Plätschern. Nur konnte er nicht lokalisieren, aus welcher Richtung es kam.

Da sprach die Stimme Gottes: „Möchtest Du jetzt mit mir sprechen oder soll ich Dir die nächste Quelle zeigen?“

Mit trockenem Mund lallte der Verdurstende: „Bitte, lieber Gott, ich brauche Wasser!“

Im nächsten Moment vernahm er deutlich, woher das Plätschern kam. Er taumelte mehr, als dass er ging, und fand schließlich die Quelle, die seinen Durst löschte.

Am dritten Tag litt er unter Herzrasen, Angstzuständen und Bewusstlosigkeit. Als der Mann wieder zu sich kam, hörte er Gottes Stimme sagen: „Möchtest Du jetzt mit mir sprechen oder brauchst Du etwas Schlaf?“

„Ich muss schlafen, Gott!“, antwortete der Übermüdete knapp.

Und Gott sagte: „Ich habe Dir den Schlaf nie verwehrt.“

So schlief der Mann sieben Tage und Nächte am wärmenden Feuer. Ab und zu ging er zur Wasserquelle, um etwas zu trinken. Der Schlaf half ihm, den Hunger zu vergessen, der mit jedem Tag stärker wurde.

Erleuchtung
(Bild von Pixabay)
„Dein Körper gibt Dir alle Ratschläge, die Du brauchst. Du musst nur auf ihn hören.“

Am elften Tag öffnete sich abermals der Himmel. Wieder fiel ein goldener Lichtstrahl auf den hungrigen Mann.

Die Stimme Gottes sprach: „Willst Du jetzt mit mir sprechen oder willst Du essen?“

Der Hungernde antwortete matt: „Mir ist schon recht übel. Dürfte ich erst essen?“

Der goldene Lichtstrahl wanderte fort von ihm über die Landschaft hinweg und blieb unten im Tal an einem Apfelbaum hängen. Rote Früchte glänzten im Licht der Sonne zwischen all den grünen Blättern.

„Du hast jetzt die Chance mit mir zu sprechen. Das bedeutet aber, dass Dir die süßen Früchte noch ein Weilchen verwehrt bleiben werden“, sprach Gott. „Oder Du nimmst Deine letzten Kräfte zusammen und begibst Dich ins Tal, wo ein Baum voll saftiger Äpfel auf Dich wartet. … Wem möchtest Du jetzt ein Opfer bringen – mir oder Deinem Körper?“

„Tut mir leid, lieber Gott, aber ich muss jetzt auf meinen Körper hören. Er bringt mich um, wenn ich nicht esse.“

„Mhm. Wem also wirst Du für den Rest Deines Lebens dienen?“, fragte Gott nun.

Der Mann legte eine Hand auf sein Herz und sagte: „Diesem hier, meinem Körper. Ich habe jetzt verstanden, dass nur er die Macht hat, mich zu bestrafen, wenn ich mich nicht um sein Wohl kümmere.“

„Gut erkannt, mein lieber Freund“, sprach die Stimme, die er nach wie vor nicht mit den Ohren hörte. „Dein Körper gibt Dir alle Ratschläge, die Du brauchst. Du musst nur auf ihn hören. Er spricht in Form von Gefühlen und Emotionen mit Dir. Leidest Du, will er Deine Aufmerksamkeit nach innen richten. Du aber suchtest außerhalb von Dir nach Führung. Doch das ist keine gute Idee, weil es Dich fehlleiten könnte. In den vergangenen elf Tagen hast Du selbst erlebt: Du findest alle wichtigen Antworten nur in Dir.“

Der Erleuchtete verließ den heiligen Berg. Von nun an diente er jenem Gott, der über sein Leben und seinen Tod, sein Leiden und seine Glückseligkeit bestimmte: seinem eigenen Körper.

***

Was tust du für deinen Körper, um dich gesund und glücklich zu halten? Vertraust du deiner inneren Stimme oder denkst du eher rational? Lässt du dich schnell von äußeren Einflüssen mitreißen oder bewahrst du dir zu allem eine gewisse Distanz? Ich bin gespannt auf deine Antwort in den Kommentaren!

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Bei allem, was du jedoch in deinem Leben an Informationen aufnimmst, ist es wichtig zu wissen, wie das Gehirn Dinge verarbeitet. Das schützt dich vor Manipulation jeder Art. Deshalb mein Lesetipp: Wie frei sind wir mit unserer Meinung?

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Titelbild von Pixabay

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