Nichts macht uns abhängiger als der Glaube, dass Geld frei und glücklich macht. Geld macht gefügig. Um seiner Macht widerstehen zu können, musst du dich unabhängig von ihm machen. Wie das geht, erfährst du in diesem Beitrag. Es gibt drei entscheidende Dinge, die du für deine Unabhängigkeit tun kannst.
Sei ehrlich: Würdest du 200 Euro ablehnen, die man dir für eine erbrachte Leistung gibt?
Die meisten würden das wohl nicht tun.
Bei Deutschlandfunk Kultur sprach Tobi Rosswog darüber, wie er mit 22 für zweieinhalb Jahre ohne Geld durch Deutschland trampte. Er lehnte sämtliche Zahlungen für seine Vorträge ab und nahm lediglich das, was er brauchte: Übernachtung und Verpflegung. Was über seinen Bedarf hinausging, empfand er als überflüssig.
Heute, fast neun Jahre nach seinem Aufbruch ins Ungewisse, lebt er noch immer weitgehend geldfrei mit anderen Menschen zusammen. Die Gemeinschaft lebt so minimalistisch, wie es für viele von uns nicht vorstellbar wäre. Aber wenn wir es genau betrachten, ist diese „geldfreiere“ Lebensweise die nachhaltigste.
Die meisten von uns sind so an den Komfort des Überflusses gewöhnt, dass es schwer ist, diese extrem minimalistischen Lebensmodelle zu begreifen, geschweige denn sie für sich in Erwägung zu ziehen. Dabei ist uns durchaus bewusst: Indem wir mehr nehmen, als wir brauchen, beuten wir die Erde aus – und uns gleich mit. Solche Gedanken werden jedoch schnell verdrängt.
Aber wie glücklich sind wir damit, uns Tag ein Tag aus für jemanden zu verbiegen, damit er uns ein paar mehr oder weniger große Scheine hinwirft? Die meisten würden ihren Job nicht gewählt haben, wenn kein Geld dabei herausspringe, oder?
Sie würden einer oder mehrerer Tätigkeiten nachgehen, die den eigenen Fähigkeiten entsprächen.
Diese Möglichkeit, sich zu entfalten, haben aber leider die wenigsten. Und deshalb bleiben sie unzufrieden. Denn Geld, Reisen und Besitztümer ersetzen die innere Leere nicht.
Darum ist es ein großer Gewinn, sich von Geld unabhängiger zu machen!
Wie befreit man sich aus der Geiselhaft des Geldes?
Je abhängiger wir uns vom Geld machen, desto erpressbarer, manipulierbarer und bestechlicher werden wir. Alles, was wir eigentlich nicht wollen. Dennoch nehmen das die meisten für ihr Ansehen in Kauf.
Je kostspieliger unser Lebensstil ist, desto größer wird die Angst, ihn nicht halten zu können. Sobald wir aber unseren Wert an Äußerlichkeiten knüpfen, sind wir verloren. Wir werden zum Spielball derer, die die Macht über uns haben.
Stell dir vor, dein Arbeitgeber verlangt von dir etwas ganz Unmoralisches. Sagen wir, du sollst ein völlig wertloses, aber überteuertes Produkt, von dem du keineswegs überzeugt bist, an eine nette kleine Familie verkaufen, die dafür einen Kredit aufnehmen müsste. Was du außerdem über das Produkt weißt, ist, dass es nicht lange halten wird.
Wenn du Angst hast, deinen gut bezahlten Job zu verlieren, tust du es gezwungenermaßen. Dein Gewissen wird dich vielleicht quälen. Aber du beruhigst es mit einer großartigen Reise auf einem Luxus-Dampfer, oder was auch immer.
Gleich erzähle ich dir, zu welchen Grausamkeiten Menschen wegen ihrer Abhängigkeit vom Geld noch getrieben werden können.
Machen wir uns aber erst einmal bewusst: Auf je weniger Geld du angewiesen bist, desto freier kannst du wählen.
Wie könnte ein Leben aussehen, das nicht auf Konsum basiert? Schauen wir uns drei Dinge an, die du für deine Unabhängigkeit tun kannst:
1. Keine Konsumkredite
Den schlimmsten Fehler, den jeder für seine Unabhängigkeit vermeiden kann, ist, Kredite für den Konsum aufzunehmen. Geld auszugeben, das noch nicht da ist, um sich eine Sache sofort zu gönnen, mag verlockend sein, aber es ist eine große Dummheit.
Kennst du „Der Besuch der alten Dame“ von Friedrich Dürrenmatt? Es ist eines der wenigen Bücher, die aus Schulzeiten bei mir hängen geblieben sind. Kurz zusammengefasst: Eine Milliardärin ruiniert eine Stadt und die Bürger verschulden sich. Sie verlangt daraufhin den Mord ihres Verflossenen. Ich habe dir eben schon angedeutet, dass die Abhängigkeit vom Geld zur Grausamkeit verleiten kann. Diese Tragikomödie erzählt davon. Was meinst du, was passiert, wenn die Milliardärin mit viel Geld vor den Verschuldeten herumwedelt?
Nicht jeder kann finanziell reich sein. Aber du kannst dich als reich bezeichnen, wenn Geld dich nicht bestechlich oder erpressbar macht.
❗️ Mein Tipp: Vermeide Schulden, indem du nur Geld ausgibst, das du zur freien Verfügung hast.
2. Minimalistischer Lebensstil
Indem du unter deinen Verhältnissen lebst, tust du sehr viel für deine Unabhängigkeit. Du gerätst nicht so schnell in eine finanzielle Zwangslage. Demzufolge behältst du die Freiheit, dich nach deinen Werten auszurichten.
Tobi Rosswog, den ich eingangs erwähnt habe, macht es vor. Inwieweit du bereit bist, dich vom Überfluss zu lösen, ist deine Entscheidung.
Wie mache ich es?
- Es fängt bei ganz einfachen Dingen wie der Ernährung an. Ich esse bewusst, anstatt unwillkürlich irgendetwas in mich hineinzustopfen. Anhand unseres Körperumfangs können wir ganz leicht feststellen, ob wir uns mehr Lebensmittel zuführen, als wir brauchen. Minimalismus bedeutet, nicht mehr zu nehmen, als man benötigt.
- Anstatt zu fahren, bewege ich mich so viel wie möglich zu Fuß. Ein eigenes Auto besitze ich ohnehin nicht, was mir sehr viel Geld spart. Für meinen Weg zur Arbeit nutze ich den öffentlichen Nahverkehr. Heimzu gehe ich fast immer zu Fuß. Auf diese Weise empfinde ich den Arbeitsweg nicht als Zeitverlust, denn ich tue etwas für meinen Körper. Der ist nämlich auch Minimalist: Was er nicht braucht, wird abgebaut.
- Einkaufen ist keine Leidenschaft von mir. Wenn ich wirklich etwas brauche, hole ich es mir. Ansonsten sehe ich keinen Grund dazu, absichtslos durch die Läden zu bummeln. Da gehe ich lieber nach draußen in die Natur. Im Wald sind die Glücksmomente für mich intensiver und langanhaltender als in jedem Einkaufszentrum.
❗️ Mein Tipp: Mach dir dein Leben Schritt für Schritt einfacher.
3. Downshifting
Ist es nicht furchtbar, den ganzen Tag für den Chef da zu sein und für das eigene Leben bleibt gar nicht viel übrig?
Wenn du dich in dieser Aussage wiedererkennst, wäre Downshifting – also die Verringerung der Arbeitszeit – eine gute Alternative zum „Ich kündige!“. Dazu musst du aber das einfache Leben lieben. Allerdings bin sicher, das wirst du, weil du dafür mehr Zeit für die Menschen und Dinge hast, die dir wichtig sind.
In jedem Fall lebst du ausgeglichener, ruhiger, stressfreier – einfach glücklicher. Mit weniger Arbeitsstunden steigt auch die Motivation wieder etwas an, selbst wenn es nicht dein Traumjob ist. Denn du weißt, nach der Arbeit hast du noch Zeit für das schöne Leben.
Und ist zu leben nicht das Wichtigste? Wärst du vom Tode bedroht, würdest du garantiert nicht sagen: „Schade, ich würde so gerne noch arbeiten gehen.“
❗️ Mein Tipp: Wenn dich dein Job nicht befriedigt, fahre die Arbeitsstunden herunter.
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Möchtest du noch mehr Impulse für mehr Unabhängigkeit im Leben? Dann habe ich hier noch ein paar Empfehlungen zum Weiterlesen und Vertiefen:
- Zum Entdecken weiterer Vorzüge eines minimalistischen Lebensstils empfehle ich dir meinen Beitrag: 8 x mehr Freiheit durch Minimalismus.
- Was die Gier mit uns Menschen macht, erfährst du hier: Die Gier im Visier: So zerstört sie unser Leben.
- Willst du dich noch etwas von anderen Lebensweisen inspirieren lassen, folge diesem Link: Anders Leben – Freiheit durch weniger Konsum.
- Und hier geht es zum kostenlosen eBook von Tobi Rosswog: 7 Dinge, die ich in meinem geldfreien Leben gelernt habe.
Ich würde mich freuen, wenn du mir einen Kommentar hinterlässt. Was hältst du von dem Gedanken eines geldfreieren Lebens? Fändest du es machbar oder erscheint es dir zu „extrem“? Und was tust du vielleicht schon selbst, um dich vom Geld unabhängiger zu machen?
❤️ Danke fürs Lesen und Teilen:
Hallo Annabel,
schöne Artikelidee, wichtige Impulse!
Ich finds klasse, wenn Menschen wie Tobi ohne oder mit sehr wenig Geld leben und diesen „Lifestyle“ in die Öffentlichkeit tragen. Die wenigsten können oder wollen dem nacheifern, aber man kann sich davon inspirieren lassen.
Ich bin weit davon entfernt geldfrei oder geldarm zu leben. Aber ich bin seit ein paar Jahren weitgehend frei von der starken Abhängigkeit von Arbeit, Konsum und Geld, indem ich mich selbstständig gemacht habe, minimalistisch lebe, ausreichend Ersparnisse angesammelt habe (einen (Konsum)kredit habe ich noch nie aufgenommen) und nur noch kaufe (gerne secondhand), was ich wirklich (ge)brauche.
Viele liebe Grüße
Christof
Hallo Christof,
ich freue mich sehr, dich auf meinem Blog zu lesen!
Ja, Tobis Lifestyle finde ich auch beeindruckend. Natürlich ist es nicht für jeden etwas, aber wie du schon schreibst, kann man sich davon inspirieren lassen.
Ich bin davon überzeugt, dass jeder sich in seinem eigenen Maße ein Stück weit unabhängiger von Geld machen kann. Und je mehr man sich mit den verschiedenen Möglichkeiten beschäftigt, desto eher kommt man in die Umsetzung. Wie weit man da letztendlich geht, hängt von den Bedürfnissen und der Persönlichkeit ab.
Du lebst es ja auch wunderbar vor, wie es funktionieren kann. Und auf deinem Blog gibt es viele tolle Anregungen, die mich wiederum inspirieren.
Alles Liebe
Annabel