Wir leben in einer Welt, die darauf aufbaut, nach immer mehr Wachstum zu streben. Doch was ist der Preis?
Der Umwelt tut unser ständiges Verlangen nach Mehr ebenso wenig gut wie uns selbst. In den letzten Jahrzehnten ist die Anzahl der psychischen Erkrankungen stark angestiegen, denn immer mehr Menschen sind überlastet vom alltäglichen Leistungsdruck.
Die Zeit läuft uns Tag für Tag davon. Wir selbst hetzen ihr pausenlos hinterher. Zunehmend erschöpft uns das Gefühl, hilflos ausgeliefert zu sein. Die Folge ist: Wir verlieren die Lust am Leben.
Irgendwann ist jeder einmal alt und verlässt die Erde vielleicht mit einem Gefühl der Enttäuschung, weil die Welt und das Leben doch nicht so waren, wie man es sich einmal vorgestellt hat. Doch wo ist die neugierige Zuversicht, die Kreativität, die du als Kind noch verspürt hast?
In diesem Beitrag möchte ich dein Augenmerk auf die Welt richten, in der du lebst und die du mitgestaltest. Die Frage ist, ob du die Zeit hast, sie nach deinen eigenen Vorstellungen zu prägen.
In welcher Welt lebst du?
Finanzielle Freiheit zu erlangen ist ein Traum, den viele Menschen tagtäglich träumen. Dafür gehen wir den Großteil des Tages einer oftmals unliebsamen Tätigkeit nach. Wobei die große Masse niemals diesen erträumten Geldsegen erreicht. Wir arbeiten hauptsächlich, um die Wirtschaft hochzuhalten. Das soll im Grunde auch so sein, um uns die Annehmlichkeiten zu bewahren, die wir damit geschaffen haben. Dennoch kostet diese Rackerei uns das Glücksempfinden.
Das Problem ist, dass wir in der gleichen Zeitspanne immer mehr schaffen müssen. Dadurch erscheint es uns, als ob die Zeiger auf der Uhr immer schneller rotieren. Selbst in unserer Freizeit laufen wir jeder Minute hinterher. Mitunter sind wir so sehr damit beschäftigt, die letzten Stunden des Tages mit Erledigungen vollzustopfen, dass wir am liebsten unter die Bettdecke flüchten würden. Aber dort bekommen wir kein Auge zu, weil die Gedanken sich im Kopf drehen, wie die Zeiger auf der Uhr. Denn eigentlich müsstest du deine guten Freunde mal wieder kontaktieren, aber im Fitnessstudio hast du dich auch schon lange nicht mehr blicken lassen und das Gemälde, das du angefangen hast, verblasst bereits unter der dicken Staubschicht, die sich darauf gebildet hat.
Uns fehlt die Gelegenheit mal richtig zur Ruhe zu kommen. Ständig werden wir überfordert mit den Erwartungen, die auf uns einströmen: Die Wohnung ist doch viel zu klein! Das Auto könnt‘ auch besser sein! Möchtest du fortan nicht weiter hinauf auf der Karriereleiter? Was kaufst du ein? Wer willst du sein? Mach lieber mit, sonst bist du allein.
Wir sind nicht mehr in der Lage, die Welt bewusst mitzugestalten, sondern folgen und reagieren nur noch auf die Lenkung von außen. Ohne jedoch zwischendurch aufzutanken bzw. eigene Ideen zu verwirklichen streikt der Körper – Nervenzusammenbrüche, Burnout, Depressionen und Angstzustände drohen.
Was für ein Leben wünschst du dir in dieser Welt?
Es gibt im Grunde zwei Möglichkeiten:
- Du lebst so weiter wie bisher – 40-Stunden-oder-mehr-Arbeitswoche, um am Ende deine Rente zu genießen (wenn du noch dazu kommst).
- Du reduzierst deine Arbeitszeit und machst jetzt schon etwas aus deiner Lebenszeit.
Die Entscheidung liegt ganz bei dir. Wer Vollzeit arbeitet, mag in der Gesellschaft mehr Anerkennung finden. Doch was nützt sie, wenn du nicht zufrieden mit deinem Leben bist? Bist du zudem ein Mensch, der viel Schlaf braucht, um sich fit zu fühlen, bleibt in der Woche nicht viel Zeit, um all deinen Interessen nachzukommen. Du musst dich dann entscheiden, ob dir Familie oder Freunde wichtiger sind oder deine Hobbys. Beides zusammen lässt sich kaum vereinbaren, ohne dabei die Gesundheit aufs Spiel zu setzen. Aber das wäre fatal, denn ohne sie würdest du die Rente kaum noch so auskosten können, wie du es dir möglicherweise wünschst.
Bei reduzierter Arbeitszeit auf beispielsweise 30 Arbeitsstunden pro Woche, gewinnst du zehn zusätzliche Lebensstunden. Damit kannst du deinen sozialen Kontakten genauso gerecht werden wie deinen eigenen Bedürfnissen. Und dadurch bleibt auch deine Gesundheit im Lot. Das heißt, du genießt dein Leben schon heute und wirst sie ebenso im Alter genießen, weil du zudem gelernt hast, wie man genügsam glücklich wird. Denn weniger Arbeitsstunden verringern natürlich auch deinen Lohn. Hier gebe ich dir Tipps, wie du damit umgehst.
Jetzt musst du wissen, was dir persönlich wichtiger ist. Beide Lebensmodelle sind gleichermaßen richtig. Such dir das aus, in welchem du dich am wohlsten fühlst.
Vielleicht hilft eine kleine Anekdote zum Nachdenken?
Lebst du heute oder morgen?
Heinrich Böll hat in seiner „Anekdote zur Senkung der Arbeitsmoral“ gezeigt, inwiefern sich harte Arbeit auszahlt: In einem Hafen liegt ein Fischer in seinem Boot und schläft. Ein Tourist kommt herbei, erzählt ihm, wie gut die Aussicht heute auf einen guten Fang wäre und fragt ihn, ob er denn nicht raus aufs Meer fahren wolle. Als der Fischer dies verneint, weil er bereits am Morgen genug für sich geangelt habe, rechnet ihm der Tourist vor, was er alles erreichen könnte, wenn er über seinen eigenen Bedarf hinaus fischen würde. Er könnte seinen Fang auf dem Markt verkaufen und bald mit seinem Fischerunternehmen expandieren. Später könne er beruhigt als reicher, alter Mann im Hafen sitzen und die Sonne genießen, beschließt der ehrgeizige Tourist seine Rede. Doch der Fischer erwidert nur schulterklopfend: „Aber das tu ich ja schon jetzt“.
Natürlich hat ein Leben wie der Fischer es führt genauso Vor- und Nachteile wie der Lebensstil des arbeitswütigen Touristen. Der Fischer wird nicht viel Luxus haben und bis ans Ende seiner Tage eher genügsam leben. Dafür scheint er zufrieden mit sich und seiner Welt zu sein, weil er Zeit für die genussvollen Momente des Lebens hat. Der Tourist hingegen schuftet wahrscheinlich hart, um sich dann ein paar Tage Urlaub zu gönnen, in denen er seine Akkus auflädt, um sich dann wieder in die Arbeit zu stürzen. Ganz abschalten kann er offensichtlich nicht, sonst würde er den faulen Fischer nicht belehren. Dafür lebt er in einem gewissen materiellen Wohlstand, den er sicherlich nicht missen möchte. Doch viel Zeit diesen bewusst zu genießen bleibt ihm dazu nicht. Vielleicht später im Ruhestand?
Und? Zu welcher Lebensweise fühlst du dich eher hingezogen? Schreib es gerne in die Kommentare!
Was kannst du jeden Tag für eine bessere Welt tun?
Wenn du dich wohl damit fühlst, hart zu arbeiten – dann tu das! Wenn du dich wohl damit fühlst, nur so viel zu arbeiten, dass der restliche Tag dir gehört – dann tu das! Hauptsache du bist glücklich mit dem, was du tust, denn das macht die Welt viel besser!
Warum? Weil glückliche Menschen niemandem mutwillig schaden und jedem anderen das Glück genauso gönnen wie sich selbst. Neid, Gier, Macht und Kontrolle ist nicht in ihrem Sinne.
Da jeden Menschen etwas anderes antreibt, solltest du deine Werte gut kennen. Und achte auf deine Gefühle! Wenn du merkst, dass du dich unwohl fühlst, nur noch funktionierst und die Freude dich in deinem Leben immer seltener besucht, dann ziehe die Notbremste und ergründe, wo das Problem liegt. Ignoriere das auf keinen Fall!
Wenn der Mensch eine Aufgabe hat, dann ist es die, sich selbst und andere glücklich zu machen!
Wenn du mit der Welt, wie sie ist, unzufrieden bist, stell dir die Frage, wie du sie in deinem Rahmen verbessern kannst.
Jeder kann irgendetwas gut! Finde deine Gaben bzw. die Themen deines Lebens und nutze diese, um die Welt mittels deiner Möglichkeiten mitzugestalten. Es muss nichts Großes sein. Eine Kleinigkeit, die dir das Gefühl gibt, heute hast du etwas Gutes bewirkt. Lass es aus deinem Herzen kommen!
Weil die Welt auch in deinen Händen liegt, solltest du dich nicht nur lenken lassen, sondern selbst das Lenkrad deines Lebens zum Steuern nutzen!