Mütter und Töchter – Nähe und Abgrenzung meistern

Mütter und Töchter - eine Gratwanderung zwischen Nähe und Abgrenzung

Eine jede Mutter möchte in der Regel das Beste für ihr Kind. Doch was das Beste ist, darüber gehen die Meinungen auseinander. Vor allem Mütter und Töchter geraten mit Beginn der Pubertät nicht selten in ein Gefecht zwischen Nähe und Abgrenzung.

Mal zwingt die Mutter ihrer Tochter, die nach Autonomie strebt, ihre Werte auf und engt sie damit ein. Ein anderes Mal sucht die Tochter nach Verständnis bei der Mutter. Die aber ist nicht bereit, richtig zuzuhören und ihrem Kind bei schwierigen Entscheidungen beizustehen. In beiden Fällen kommt es zum Konflikt. Das Verhältnis der beiden Frauen ist nicht einfach.

Oft steuert die Tochter ein ganz anderes Leben an als ihre engste Bezugsperson. Denn eines will sie nicht: So werden wie Mutti. Deshalb gehört es zum Abnabelungsprozess, eigene Wege auszuprobieren. Und diese führen meist in eine völlig andere Richtung als das hoffnungsvolle Mutterherz vorgesehen hat.

Dann platzt der Traum von einer Tochter mit Beamtenstatus, weil sie es vorzieht, autark in der Wildnis zu leben. Oder anstatt die Nachfolge im familiengeführten Gastgewerbe anzutreten, tummelt sich das Mädel lieber auf irgendeiner Uni herum, um Doktorin der Philosophie zu werden.

Das stellt all die guten Absichten der Erziehung infrage und stürzt die Mutter in eine Sinnkrise: War die Mühe umsonst, dem Kind die entsprechenden Werte, Ideale und Lebensvorstellungen zu vermitteln?

Warum die Abgrenzung zur Mutter für Töchter so wichtig ist

Wenn die Mutter nicht aufpasst, kommt es schlimmstenfalls zum Kontaktabbruch. Denn fühlt sich die Tochter von ihren Erwartungen zu stark unter Druck gesetzt, wird sie früher oder später das Weite suchen. Zumindest verschlechtert sich das Verhältnis der beiden soweit, bis jedes Gespräch mit Vorwürfen endet.

Ein braves Töchterchen mag den Forderungen zwar nachkommen, nur glücklich wird sie damit nicht.

Es gehört zur Identitätsfindung einer jeden Frau, sich von der Mutter zu lösen. Im Kindesalter dient sie uns noch als Vorbild. Wir identifizieren uns mit ihr. Während des Erwachsenwerdens wollen wir uns jedoch von ihr abgrenzen – müssen es sogar, um zu erkennen, wer wir eigentlich sind. Worin unterscheiden wir uns von unserer Erzeugerin? Was macht unsere Persönlichkeit aus?

Anders bei Söhnen: Sie brauchen diese Abgrenzung nicht, um sich von der Mutter zu unterscheiden. Dass sie verschieden sind, ist von vorneherein klar. Deshalb ist das Mutter-Sohn-Verhältnis um einiges entspannter und weniger konfliktreich.

Warum die Nähe zwischen Müttern und Töchtern nicht fehlen darf

Nicht nur ablehnendes Verhalten der Tochter gegenüber der Mutter ist schmerzhaft. Andersherum tut es genauso weh.

Wenn die Jüngere die Nähe zu ihrer Lebensspenderin sucht, sie diese aber nicht erwidert, prägt das ihr Selbstbild. Sie fühlt sich ungewollt, nicht liebenswert, uninteressant und das begleitet sie in ihrem weiteren Leben. Ein gestörtes Verhältnis zu sich selbst und anderen Menschen könnte die Folge sein. Ebenso es jedem recht machen zu wollen, um anerkannt zu werden.

Außerdem überträgt sie die Ablehnung auf ihre eigenen Kinder, selbst wenn sie sich vornimmt, alles anders zu machen. Denn mitunter vererben sich solche Verhaltensmuster.

Mütter und Töchter zwischen Nähe und Abgrenzung
Bild von edsavi30 auf Pixabay
„Die Tochter einer guten Mutter wird die Mutter einer guten Tochter.“ (Sprichwort)

Wie können Mütter und Töchter diese Gratwanderung aus Nähe und Abgrenzung meistern?

Mütter…

… sollten als Erstes akzeptieren, dass ihre Töchter zwar aus ihnen entstanden, nicht aber sie selbst sind. Das eigene Kind kann in der Charakteristik, den Wertvorstellungen, Fähigkeiten oder Interessen komplett von den Erzeugern abweichen.

Steht eine Mutter der Entwicklung ihrer Tochter offen gegenüber und ermuntert sie dazu, ihren individuellen Weg zu gehen, wirkt sich das positiv auf ihre Beziehung aus.

Kinder müssen ihre eigenen Erfahrungen und Fehler machen. Keine Mutter kann sie davor schützen! Besser ist es, unvoreingenommen Interesse an ihrem Leben zu zeigen, ohne sie zu bevormunden.

Töchter…

… wiederum sollten nicht zu hart mit ihren Müttern ins Gericht gehen, wenn diese ihren Lebensweg nicht sofort anerkennen. Zwar bin ich selbst keine Mutter, aber ich kann mir vorstellen, dass sich jede Mutti ein Bild von der Zukunft ihres Kindes macht – zumindest eine Hoffnung. Wenn dieses Bild bröckelt und ein ganz anderer Mensch zum Vorschein kommt, wird das schwer zu akzeptieren sein.

Eine liebende Mutter wünscht ihrem Kind nichts Schlechtes. Aber wenn die Erwachsene eine ganz andere Richtung einschlägt, als vorgesehen war, benötigt es Zeit, sich daran zu gewöhnen. Gönnen wir ihnen diese Zeit!

Fühlten wir uns anderenfalls seit jeher zu wenig von unserer Mutter unterstützt, beachtet oder geliebt, so hinterlässt dies Spuren. Doch Schuldzuweisungen sind hier fehl am Platz. Um uns emotional von derartigen Verletzungen unabhängig zu machen, können wir lernen, zu vergeben.

Das gelingt am besten, indem wir anerkennen, dass auch sie ein menschliches Wesen mit Fehlern ist. Wenn wir in der Geschichte unserer Mutter graben, finden wir vielleicht eine Erklärung für ihr Benehmen uns gegenüber. Möglicherweise bekam sie wenig Wärme und Liebe von ihren Eltern. Deshalb fällt es ihr schwer, uns ein Gefühl der Nähe zu vermitteln.

Welche Falle wartet auf die Mütter von heute?

Wer seiner Mutter ihre Fehler nicht verzeiht, will selbst alles richtig oder zumindest besser machen. Die Angst, dem eigenen Kind könne es an irgendetwas fehlen, lastet wie eine Bürde auf den Schultern der heutigen Mütter.

Nicht selten kommt es zur Überfürsorge, die sicherlich auch ihre negativen Auswirkungen offenbart, wenn die Kinder groß sind. Wer weiß, welche Vorwürfe sie eines Tages von ihrem Nachwuchs zu hören bekommen werden.

Doch so oder so: Jede Tochter möchte sich irgendwann von ihrem weiblichen Elternteil abnabeln und von ihr als eine eigenständige Persönlichkeit wahrgenommen werden. Und jede Mutter wünscht sich wahrscheinlich, dass das eigene Kind nachsichtig mit ihren Erziehungsfehlern umgeht.

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Falls du mehr zu dem Thema erfahren willst, freue ich mich über eine kurze E-Mail mit Fragen, die dich interessieren. Auch wenn dir ein anderes Thema am Herzen liegt, kannst du mich gerne kontaktieren.

Ansonsten interessiert mich jetzt, was du dir von deiner Mutter oder Tochter wünschst. Und wie gehst du damit um, wenn sich diese Wünsche nicht erfüllen? Schreib es mir gerne in die Kommentare!

Lust auf noch mehr?

Auf myMONK.de habe ich einen Beitrag entdeckt, der dir weiterhelfen könnte, falls deine „inneren Eltern“ dich gefangen halten. Mit der dort vorgestellten „Zwei-Brief-Methode“ kommst du in Kontakt mit deiner inneren Mutter (und deinem inneren Vater).

Für den ersten Teil dieser Methode ist es hilfreich, wenn du dich gut in das Kind hineinversetzen kannst, das du einmal warst. Wie das geht, zeige ich dir in meinem Beitrag: Wie das innere Kind auf unsere Beziehungen einwirkt (+ Übung).


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Bild von pasja1000 auf Pixabay

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