Angst vorm Alleinsein: Wie es dennoch mit der Liebe klappt

Angst vorm Alleinsein: Wenn es mit der Liebe nicht klappt

Eiskalt ist die Angst vorm Alleinsein, wenn es um die Liebe geht. Sie friert uns an längst abgekühlte Partnerschaften fest oder lässt uns von einer unglücklichen Beziehung in die nächste schlittern, ohne dort wirkliche Wärme zu finden.

So hält zum Beispiel Paul an seiner Partnerin fest, obwohl sie sich bereits den Früchten ihres Obsthänderlers zugewandt hat, anstatt im eigenen Garten zu ernten.

Und Frida wirft sich jedem freundlichen Mann an den Hals, als wäre er ihr rettender Prinz, der sie aus ihrem dunklen Turm – dem 20-stöckigen Hochhaus – befreit.

Sowohl das Klammern als auch die verzweifelte Suche ersticken die Liebe wie das Wasser jede noch so kleine Flamme.

Wer es allein mit sich nicht aushält, mit dem wird es auch kein anderer gut aushalten.

Denn schnell fühlen wir uns unwohl, wenn eine Zwei-Minuten-Bekanntschaft in einer Liebeserklärung endet.

Auch wenn der Auserwählte sich Tag und Nacht an uns festklammert wie ein junges Äffchen an seiner Mutter, nur um nicht verlassen zu werden, ist das keine gute Basis für eine gelungene Beziehung.

Was wäre also die Lösung? Lerne allein sein zu können!

Woher kommt die Angst vorm Alleinsein?

Wie gut wir mit dem Alleinsein klarkommen, ist zum einen eine Frage der Veranlagung. So kommt ein introvertierter Mensch eher damit zurecht, längere Zeit allein zu sein als ein extrovertierter.

Zum anderen spielt unser Selbstwertgefühl eine Rolle. Es ist nicht besonders gut ausgeprägt, wenn wir das Alleinsein als einen Mangel empfinden, nur weil sich gerade niemand für uns zu interessieren scheint. Kein Wunder, dass wir heutzutage kaum mehr ohne Social Media überleben. Wenn immer mehr Familien und Partnerschaften in die Brüche gehen, kämpfen wir verstärkt darum, die anderen Menschen daran zu erinnern, dass es uns gibt. Ohne deren Aufmerksamkeit fühlen wir uns sofort verlassen.

Mit diesem Bedürfnis, ständig gesehen werden zu wollen, machen wir uns emotional extrem abhängig von anderen und deren Meinungen. Das tut weder unserem Selbstbild noch unserer (angehenden) Partnerschaft gut. Denn wenn wir darum betteln, nicht allein sein zu müssen, wirken wir bedürftig. Und bedürftig zu sein ist nicht unbedingt attraktiv.

Wie überwinde ich die Angst vorm Alleinsein?

Wenn du die Angst vorm Alleinsein überwinden möchtest, brauchst du ein gutes Selbstwertgefühl.

Vielleicht solltest du erst mal verstehen, dass Alleinsein nichts Schlechtes ist. Es bedeutet nicht, dass dich niemand mag oder sich keiner für dich interessiert. Es heißt auch nicht, dass du wertlos für andere bist. Lediglich gibt es gerade keinen Menschen an deiner Seite, der die Zeit mit dir teilt.

Das kann natürlich ein Gefühl von Einsamkeit in dir auslösen, weshalb du glaubst, dass sie dir nur ein (fester) Freund oder eine (feste) Freundin nehmen kann.

Am besten, du verabschiedest dich sofort von diesem Gedanken.

Es gibt beinahe nichts, was du dir selbst nicht geben kannst!

Wenn du glaubst, du brauchst jemanden an deiner Seite, ist die Frage: Wofür?

Brauchst du jemanden, der dir zuhört?

Dann höre erst mal in dich hinein!

In dir lebt das Kind, das du einmal warst. Es beeinflusst nach wie vor deine Gedanken. Lausche deshalb, was in dir vorgeht, ehe du außerhalb nach Zuhörern suchst. Wie soll dich ansonsten irgendjemand verstehen, wenn du dich selber nicht verstehst?

Brauchst du jemanden, der für dich da ist?

Dann sei für dich selbst da!

Wenn du es nicht bist, ist es keiner. Niemand kann sich schließlich so um dich kümmern wie du selbst. Indem du dir Gutes tust, wird sich deine Ausstrahlung nachhaltig verbessern und das wirkt anziehend auf andere Menschen.

Brauchst du jemanden, der dich liebt?

Dann liebe vorerst dich selbst!

Das ist mitunter die schwierigste Aufgabe, aber indem du dich gut kennenlernst, ist es möglich. Sich nicht zu lieben, ist meiner Meinung nach sogar gefährlich für jede Beziehung! Willenlose Hörigkeit, extreme Eifersucht, besitzergreifendes Verhalten, demütigende Unterdrückung sind nur einige Beispiele, die aus mangelnder Selbstliebe entstehen. Deshalb hebe ich an dieser Stelle hervor:

Der Liebe zu einem anderen Menschen sollte immer die Selbstliebe gegenüberstehen!

Angst vorm Alleinsein: Wie es dennoch mit der Liebe klappt
Bild von Jill Wellington auf Pixabay

Wenn du verstehst, dass du im Grunde niemanden brauchst, bist du frei von der Angst des Alleinseins.

Du kannst nicht von einem anderen Menschen verlangen, dass er die Unvollständigkeit ausgleicht, die du empfindest. Damit erlegst du ihm eine schwere Bürde auf.

Abgesehen davon ist es nicht gerade schmeichelhaft, jemanden zu „brauchen“.

Gebraucht wirst du nur so lange, wie du die Erwartungen eines anderen erfüllst. Geliebt wirst du auch dann, wenn du nicht optimal funktionierst!

Selbstliebe ist dein bester Selbstschutz!

Lerne deshalb unbedingt allein sein zu können, bevor du dich an einen anderen Menschen bindest! So vermeidest du in eine emotionale Abhängigkeit zu rutschen, die dir verbietet, einen Partner zu verlassen, der dir eventuell nicht guttut.


Warum mir die Liebe zum Alleinsein half

Es gab eine Zeit, da träumte ich von der großen Liebe, die mich vor meiner Einsamkeit rettet. Ich, ein schwärmerischer Teenager, der die Jungs idealisierte, als wären sie leidenschaftliche Helden. Teilweise mutierte ich regelrecht zum Stalker (danke J., dass du mich, wenn auch widerwillig, auf meine peinlichen „Beschattungstouren“ begleitet hast).

Wie mit einer VR-Brille ausgestattet, lief ich meinen Helden hinterher, bis sich einer der Auserkorenen mir endlich zuwandte. Er riss mir schnell die imaginäre Brille herunter. Statt meiner rosaroten Scheinwelt musste ich der Wirklichkeit ins Auge blicken: Die Enttäuschung war groß. Er war überhaupt nicht so, wie ich es mir in meiner naiven Fantasie ausgemalt hatte!

Nach weiteren gescheiterten Beziehungen glaubte ich, ich sei für eine dauerhafte Bindung ungeeignet, weil ich mich zu schnell entliebte. Die Dauer meiner Partnerschaften ging nie über anderthalb Jahre hinaus. Waren meine Erwartungen zu hoch? Ließ ich mich auf die falschen Partner ein? Oder wollte ich unbewusst nicht allein sein, weshalb ich zu viel Aufmerksamkeit erzwang, was wiederum Frust erzeugte? Ich kann es nicht zu hundert Prozent sagen. Wahrscheinlich spielten viele Faktoren eine Rolle. Vielleicht waren auch meine damaligen Partner nicht frei von Ängsten des Verlassenwerdens, weshalb sich meine Gefühle zurückzogen.

Alles, was ich weiß, ist, dass es von dem Tag an anders wurde, als ich für mich beschlossen hatte, mein Leben von nun an allein zu verbringen. Mir war es nicht mehr wichtig, einen Partner an meiner Seite zu haben. Ich wollte unabhängig sein. Paaren gegenüber entwickelte ich sogar Mitleid, weil sie mir emotional unfrei vorkamen. Sie brauchten sich, um glücklich zu sein, oder glaubten es zumindest. Ich brauchte niemanden mehr. Mein Glück lag allein in meiner Hand.

Die Liebe findet den, der nicht sucht!

Die Liebe findet den, der nicht sucht!

Im Februar vor exakt zehn Jahren, lernte ich meinen jetzigen Partner kennen. Er hatte es nicht leicht, weil ich zu dem Zeitpunkt keinen Mann mehr so nah in mein Leben lassen wollte. Ich hatte andere Pläne. Außerdem wollte ich mir weitere Enttäuschungen mit der Liebe, die eh nicht bleiben würde, ersparen.

Dennoch blieb er an mir dran. Er wollte mich – komme, was wolle – kennenlernen, überzeugte mich von einem weiteren Versuch, mich der unberechenbaren Gefühlswelt hinzugeben, mich wieder verletzbar zu machen. Drei Monate investierte er in mich, die ich hin- und hergerissen war zwischen Freiheit und Hingabe, zwischen Ablehnung und Zuneigung, ehe ich uns die Chance gab, miteinander glücklich zu werden.

Was soll ich sagen? Ich bereue es keinen einzigen Tag. Nicht auszumalen, was ich verpasst hätte, wenn ich ihn mit meinem zurückweisenden Verhalten tatsächlich vergrault hätte…

Diese Erfahrung überzeugt mich davon, dass die Behauptung, wir sollten unsere Wünsche loslassen, nicht abwegig ist. Zwar ist es meine persönliche Erfahrung (möglicherweise ein glücklicher Zufall), aber ich denke, wenn wir die Suche aufgeben und uns der Vorstellung öffnen, dass das Leben auch ohne Partner lebenswert ist, fällt zumindest die Last von uns, sich krampfhaft umsehen zu müssen. Man kann sich wieder anderen Dingen zuwenden. Und das hatte ich gemacht. Keine Spur von Bedürftigkeit oder Verzweiflung. Ich war in der Hinsicht frei von dem Zwang, unbedingt die Liebe meines Lebens treffen zu wollen.


Mein Fazit

Sehnst du dich nach einer Partnerschaft, höre auf, nach der großen Liebe zu suchen! Übe dich lieber darin, das Alleinsein zu genießen. Das heißt nicht, dass du jetzt nur noch allein zu Hause hocken sollst. Das wäre Unsinn! Gehe auf jeden Fall unter Menschen, aber nicht mit dem Vorwand, jemanden kennenzulernen.

Wenn du mit dir und deinem Alleinsein im Reinen bist, erscheinst du potenziellen Partnern viel entspannter – und damit auch anziehender. Frag dich selbst, wer auf dich interessanter wirkt: Jemand, der unabhängig sein Leben lebt, oder jemand, der sich dir aufdrängt, weil er das Alleinsein nicht länger erträgt. Schmeichelt es dich andersrum nicht viel mehr, wenn ein selbstbewusster Mensch Interesse an dir zeigt, als jemand, der verzweifelt nach Liebe sucht?

Die Fähigkeit, gut allein klar zu kommen, wirkt sich zudem positiv in der Beziehung aus. Warten wir darauf, dass der andere uns bespaßt, werden wir nicht lange mit unserem Partner glücklich sein. Spätestens wenn der letzte Schmetterling den Bauch verlässt, treten wieder andere Interessen verstärkt in den Vordergrund. Wenn da aber ständig jemand um Aufmerksamkeit fleht, wird das früher oder später das Liebesglück zerstören.

Klar ist es unbedingt wichtig, sich als Paar Zeit zu nehmen. Das heißt jedoch nicht, dass wir von früh bis spät aufeinander hocken müssen, bis keiner mehr den einen vom anderen unterscheiden kann.


Wie stehst du zu dem Thema? Welche Erfahrungen hast du gemacht? Vielleicht unterscheiden sie sich grundlegend von meinen eigenen?

Möchtest du mehr darüber wissen, wie die Liebe wächst, gedeiht und bleibt? Dann klicke auf den Link und du kommst direkt zu meinem Beitrag.

Interessiert es dich eher, wie du deine Einsamkeit mit guten Freundschaften ausgleichst? Dann empfehle ich dir meinen Beitrag: Einsam? So wirst du ein wahrer Freund.

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2 thoughts on “Angst vorm Alleinsein: Wie es dennoch mit der Liebe klappt

  1. Gerd und Christine Spranger says:

    Was gegen Einsamkeit helfen kann
    Vielen Dank für Ihren interessanten Beitrag. Wir haben den Eindruck, dass sich nicht jeder einsam fühlt, der allein ist. Aber für viele Menschen ist Einsamkeit ein schweres Thema, besonders dann, wenn sie wenig Möglichkeiten haben, am sozialen Leben teilzunehmen.
    Das betrifft speziell kranke, alte und arme Menschen. Einsamkeit ist weitverbreitet und die Corona-Zeit hat das Alleinsein für viele Menschen zum Trauma gemacht. Die Folgen können sehr schwerwiegend sein, bis hin zum Selbstmord.
    Wir haben es selbst erlebt: Keine Ansprache von Dritten, keine wirkliche persönliche Nähe zu anderen und kein Austausch kann sehr einsam machen. Und es betrifft nicht nur alte Menschen. Es geht durch alle Alters- und Gesellschaftschichten.
    Wir haben beobachtet, dass Menschen, die über einen längeren Zeitraum einsam sind, erhebliche Folgen am Körper und an der Seele erleiden können. Viele Betroffene entwickeln Angstzustände, Suchtkrankheiten und Depressionen.
    Das Thema Einsamkeit ist manchmal schambesetzt. Aber das sollte es nicht sein. Jeder kann in die Lage kommen, den Anschluss an soziale Kontakte zu verlieren. Lassen Sie uns aufmerksam sein und einander begegnen. Fangen wir in den Familien an, treffen wir uns am Stammtisch, laden wir unsere Nachbarn zum Kaffeetrinken ein und unternehmen wir mit Gleichgesinnten Ausflüge.
    Eigentlich müsste niemand einsam sein, wenn wir alle auf uns schauen. Das Problem ist wahrscheinlich in der Anonymität der Großstadt weiterverbreitet als auf dem Land, wo sich die Leute noch kennen und in vielen Vereinen begegnen.
    Die kirchlichen Angeboten sollten beim Thema Einsamkeit auch nicht unterschätzt werden. Viele Kirchengemeinden bieten neben dem sonntäglichen Gottesdienst schöne Freizeitangebote an wie Chorsingen oder Lesungen mit Diskussionen.

    • Annabel says:

      Hallo Gerd und Christine,

      danke für euren ausführlichen Kommentar, das Lob und die hilfreichen Tipps gegen Einsamkeit. 🙂 Ein wirklich wichtiges Thema, das ihr da ansprecht!

      Gefühlte Einsamkeit ist leider sehr verbreitet in unserer Kultur. Und sie hängt nicht nur mit dem unfreiwilligen Alleinsein zusammen, sondern auch damit, dass unsere Gesellschaft verlernt zu haben scheint, wie man Nähe zueinander aufbaut. Ich kann an einem Tisch voller Menschen sitzen und mich dennoch einsam fühlen, weil die Beziehungen zu ihnen oberflächlich sind.

      Das kann daher rühren, dass wir uns manchmal nicht trauen, tiefgründigere Themen anzusprechen, weil wir niemandem zu nahe treten oder uns selbst nicht verletzbar machen wollen. Mit unverfänglichen Themen sind wir zwar auf der sicheren Seite, schaffen es dafür aber nicht, Nähe zueinander aufzubauen. Da können wir noch so viele Kontakte haben, die Einsamkeit bleibt bestehen.

      Wenn wir uns auf andere Menschen einlassen und die Einsamkeit überwinden wollen, brauchen wir also zusätzlich die Fähigkeit, eine tiefe Verbindung zu anderen herzustellen. Dafür benötigen wir eine respektvolle und wohlgesinnte Atmosphäre. Moralismus und Cancel Culture dagegen behindern einen offenen Austausch. Leider sind sie allgegenwärtig. Sie verstärken jedoch die Einsamkeit unter den Menschen enorm.

      Vielleicht sollten wir anfangen, nicht immer alles so ernst zu nehmen und wieder etwas Humor entwickeln, damit wir die Scheu überwinden, etwas Falsches zu sagen. Dann macht das Miteinander auch wieder Spaß.

      Alles Liebe für euch und euren Blog

      Annabel

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