Der Winterwald. Mal ist er mystisch und geheimnisvoll. Mal märchenhaft verschneit. Doch immer gibt es etwas zu entdecken, auch wenn es nicht so scheint. Ich bin im Januar mit meiner Kamera losgezogen und habe die laublose Saison festgehalten, wie ich sie erlebe. Mit 10 Gründen, den Winter zu lieben, möchte ich dich inspirieren, nach draußen zu gehen, um deine eigenen Entdeckungen zu machen. Denn ob mit oder ohne Schnee: Die kalte Jahreszeit ist wunderschön!
#1: Es gibt keine blutsaugenden Stechinsekten
Ich liebe es, im Winter durch die Wälder zu wandern, weil es da keine Blutsauger gibt. Oft genug verfolgen mich in anderen Jahreszeiten Bremsen und/oder Hirschlausfliegen (auch „fliegende Zecken“ genannt). Sie lauern irgendwo im Dickicht. Und wenn sie mich entdeckt haben, jagen sie mich geradezu durch den Wald. Bis ich ihn Hals über Kopf verlasse – für Wochen. Denn das ist alles, was man bei einer Begegnung mit ihnen tun kann: Die Beine in die Hand nehmen! Denn wo eine ist, sind noch mehr. Und sie finden dich! In der kalten Jahreszeit habe ich jedoch Ruhe vor ihnen und kann den Wald voll und ganz genießen. Natürlich hilft es, sich warm anzuziehen.
#2: Die Bäume zeigen ihre Gesichter
Jetzt, da kein Laubblatt den Blick abfängt, zeigen die Bäume überall ihre Gesichter. Mal schauen sie freundlich, mal erstaunt, nachdenklich oder beobachtend. Es gibt aber auch ganz spezielle Typen wie dieses Exemplar hier. Dieses verrückte Kerlchen sieht aus, als wartet es darauf, vorbeigehende Wanderer zu erschrecken. Der Baum braucht nur knarrend seine Äste zu bewegen und mit Sprechen anzufangen. In der Dämmerung bei etwas Wind könnte einem die Fantasie schon mal durchgehen.
#3: Es sind kaum Menschen im Wald
Da ich den ganzen Tag mit Menschen zu tun habe, entspannt es mich total, im Wald abzutauchen. Gerade im Winter ist kaum eine Menschenseele dort zu sehen. Umso trüber das Wetter, desto geringer die Wahrscheinlichkeit auf eine Begegnung mit den Artverwandten. Ich kann jedem nur raten, Zeit mit sich alleine in der Natur zu verbringen. Denn in Gesellschaft mit anderen verliert man seine eigenen Bedürfnisse schnell aus den Augen.
#4: Manchmal gibt es unerwartete Überraschungen
Anfang Januar hat die kalte Jahreszeit ihrem Ruf keine Ehre gemacht. Es war so warm, dass das Lungenkraut sein Köpfchen herausstreckte, um nachzuschauen, ob denn der Lenz schon da wäre. Während die meisten Leute achtlos an diesem Blümchen vorbeigingen, kniete ich mich vor es nieder und setzte es in Szene. So hat es nicht ganz umsonst seine Kraft investiert, um vorzeitig zu blühen. Vielleicht erfreust auch du dich hiermit an seiner Schönheit.
#5: Das Moos leuchtet im Winter besonders schön
In Wintern ohne Schnee leuchtet das Moos ganz besonders kräftig in den ansonsten tristen Wäldern. Zu dieser Zeit kommt die wohl älteste Landpflanze am besten zur Geltung. Denn jetzt muss sie nicht gegen das Grün der Laubbäume konkurrieren. Auch ist es interessant, wie sich das Moos vermehrt: Entdeckst du gestielte Sporenkapseln wie auf dem Bild, bereitet sich die Pflanze auf eine ungeschlechtliche Fortpflanzung vor. Nach dem Öffnen der Kapseln, verteilen sich die Sporen und es wächst neues Moos. Dieses bildet nun zur geschlechtlichen Fortpflanzung Eizellen und Schwärmzellen, aus denen nach der Befruchtung abermals gestielte Sporenkapseln erwachsen. Der Kreislauf beginnt von vorn.
#6: Diese Tränen bringen Glück
Was siehst du auf diesem Bild? Einen Wassertropfen? Nein, es ist die Träne eines verwundeten Baumes: das Harz. Wenn ein hölzerner Riese verletzt wurde, weint er, um seine Wunden zu schließen. So wie es dem Baum Heilung bringt, so wirkt es auch auf unsere Haut entzündungshemmend. Außerdem lässt sich mit den Harzen wunderbar räuchern. Die enthaltenen ätherischen Öle führen dabei zu einer tiefen Entspannung. Ebenso als Kaugummi soll er eine atemerfrischende Wirkung entfalten. Es steckt also viel Gutes in diesen klebrigen Tränen. Ein Glück, wenn du es findest und mit Bedacht zu nutzen weißt. Genaueres zur vielseitigen Anwendung findest du hier.
#7: Unscheinbare Kleinigkeiten bekommen mehr Aufmerksamkeit
Im Winter gibt es kaum Ablenkung durch starke Belaubung, bunte Blüten, umherfliegende Insekten und so weiter. Damit ist der Blick offen für unscheinbare Kleinigkeiten wie diese muschelförmigen Baumpilze. Ich fand sie sehr hübsch anzusehen. In jeder anderen Jahreszeit wären sie mir wahrscheinlich kaum aufgefallen. Weil es im Frühling bis Herbst so viel anderes zu entdecken gibt.
#8: Spuren hinterlassen im frischen Schnee
Und wenn es doch schneit, ist es ein wunderbares Gefühl, die ersten Spuren im Schnee zu hinterlassen. Knirschend drückt sich der weiße Teppich unter den eigenen Sohlen platt. Aber nicht nur das. Es macht auch große Freude zu erforschen, wer vor dir durch den Schnee gewatet, gehoppelt oder geschnürt ist. Den tierischen Spuren zu folgen, ist ein spannendes Vergnügen in der verschneiten Winterzeit.
#9: Frühes aufstehen lohnt sich
Wenn es über Nacht geschneit hat, hält die Pracht leider nicht immer lange an. Da lohnt es sich früh aufzustehen, um den Schnee zu genießen, ehe er wieder wegschmilzt. Vielleicht erscheint es verrückt, das kuschelig warme Bett nur für ein bisschen gefrorenen Niederschlag vorzeitig zu verlassen. Aber der frühe Morgen versprüht mit seinem besonderen Licht eine Magie, die dich den ganzen Tag innerlich strahlen lässt. Probiere es bei Gelegenheit aus: Ein früher Morgenspaziergang durch den noch makellosen Schnee macht richtig glücklich!
#10: Leuchtende Fenster am frühzeitigen Abend
Wenn die früh eintretende Dämmerung uns raus aus dem Wald begleitet, haben wir immer noch Grund zur Freude: Die Fenster der Häuser leuchten so zauberhaft im Schein der Schwibbögen. Das gibt mir ein heimeliges Gefühl. Während es draußen kalt und dunkel ist, wärmen diese goldenen Lichter das Herz. Allerdings nicht mehr lange, denn ab 2. Februar räumen die letzten Leute ihre Lichterbögen weg. Weil dann werden die Tage wieder deutlich länger.
***
Vielleicht hast du jetzt Lust, deine eigenen Entdeckungen zu machen. Berichte uns gerne in den Kommentaren davon. Wie erlebst du die Winterzeit?
🔗 Weitere Lesetipps, um den Winter gut zu überstehen:
In meinem Beitrag „Wie du selbst vom Sofa aus von der Natur profitierst“, findest du weitere Bilder aus Wald und Flur, die eine positive Wirkung entfalten.
Leidest du in der dunklen Jahreszeit unter Niedergeschlagenheit, so hat Christof auf seinem Blog Einfach bewusst eine Sammlung an Ideen für dich: Winterblues ade – 18 Blogger(innen) verraten ihre Tricks gegen das saisonale Stimmungstief.
Damit du dich im nächsten Winter vitaler fühlst als in diesem, gibt dir Rebecca von Frei-mutig hilfreiche Anregungen für deine Ernährung, Bewegung und Erholung: Die 3 besten Hebel für ein gesundes neues Jahr.
Bist du generell viel zu gestresst, hat Grit eine Sammlung an Empfehlungen auf ihrem Blog 365mentalfit zusammengetragen: STRESS BEWÄLTIGEN – Das kannst du tun! 12 Persönlichkeiten verraten ihre Tipps gegen Stress.
Liebe Annabel,
schöne Artikelidee, beeindruckende Aufnahmen! Ich glaube, ich muss bald mal ins Erzgebirge. Aber auch hier in Franken gibt es schöne Wälder, die ich das ganze Jahr über gerne besuche. Beim nächsten Mal werde ich nach Harz Ausschau halten (frage mich gerade, ob es nicht besser ist, das Harz nicht zu „ernten“, oder verkraftet das der Baum ohne weiteres?). Und ob sich bereits erste Knospen zeigen.
Viele Grüße
Christof
Lieber Christof,
danke für das Lob. Und schön, dass ich dir Lust auf das Erzgebirge gemacht habe.
Wenn man Harz für sich nutzen möchte, dann sehr sparsam. Vor allem sollte man beim „Ernten“ behutsam vorgehen und nicht alles abmachen, damit die Wunden des Baumes nicht erneut geöffnet werden. Dann schadet man dem grünen Freund auch nicht. 🙂
Ich wünsche dir viel Spaß auf deiner nächsten Wald-Tour!
Viele liebe Grüße
Annabel
Danke für die Erklärung. Ach, ich denke, ich lasse dem Waldwesen sein Harz, brauche es ja nicht wirklich.
Alles Gute und liebe
Christof
Wenn ich etwas davon bräuchte, was bisher auch nicht der Fall war, würde ich wohl eher bei abgestorbenen oder umgefallenen Bäumen nachsehen. Ansonsten fotografiere ich es lieber 🙂
Dir auch alles Liebe
Annabel
Liebe Annabel,
Du machst mir mit Deinen schönen Bildern mal wieder richtig Lust in den Wald zu gehen! Ich gebe zu, dass ich schon ein paar Wochen lang nicht mehr „waldbaden“ war. Aber ich stimme Dir zu: Ein Besuch im Wald lohnt sich immer. Besonders schön ist es für mich auch immer, auf dem Rücken eines Pferdes durch den Wald zu reiten. Dann nimmt man die Natur noch einmal aus einer ganz anderen Perspektive und sehr intensiv wahr.
Liebe Grüße
Rebecca
Liebe Rebecca,
das freut mich, dass du durch die Bilder wieder Appetit auf den Wald bekommen hast. Man könnte meinen, der Winter sei für Waldbaden nicht so gut geeignet. Aber solange man in Bewegung bleibt, um nicht auszukühlen, kann man viele schöne Naturschätze entdecken. Und da du gerne reitest, hast du gleich zwei tolle Möglichkeiten, den Wald auf verschiedene Weise wahrzunehmen.
Liebe Grüße
Annabel
Liebe Annabel,
wunderschöne Bilder. Und so abwechslungsreich. Von Blumen über Schnee bis hin zu Schwibbögen. Warum werden denn diese am 2. Februar weggeräumt? Gibt es für dieses Datum einen Grund? Trotz ehemaliger Heimat mag ich mich nicht (mehr) erinnern…
Ich liebe den ruhigen Wald auch sehr. Es gibt ja immer etwas zu entdecken. Erst am Wochenende war ich einem wunderschönen tief verschneiten Winterwald unterwegs…
Liebe Grüße
Grit
Liebe Grit,
wie schön, dass dir die Bilder gefallen. 🙂
Ursprünglich ging die Weihnachtszeit bis zum 2. Februar (Lichtmess). Das sind genau 40 Tage nach dem Weihnachtsfest. Ab da werden die Tage wieder deutlich länger und somit heller. Für mich macht es durchaus Sinn, die Beleuchtung erst jetzt wieder vollständig abzubauen. Aber dass es genau am 2. Februar geschieht, hat eher mit dem christlichen Fest zu tun.
Die Landschaft bei euch in der Schweiz muss auch traumhaft sein mit all den hohen Bergen und dem vielen Schnee im Winter. Ich war selbst noch nicht dort, aber auf Bildern ist es immer sehr schön anzusehen.
Viele liebe Grüße
Annabel
Liebe Annabel
vielen Dank für deine Erklärung. Das habe ich tatsächlich nicht gewusst. Ich dachte immer, wir haben alles an den Heiligen Drei Könige weggeräumt. Aber bis zum 2. Februar ist ja viel besser 🙂
Ja, in der Schweiz ist die Landschaft traumhaft. Ich habe das Glück, auch mitten in den Bergen zu wohnen – mit Blick auf Eiger, Mönch und Jungfrau. Ein Besuch hier lohnt sich auf jeden Fall.
Alles Liebe
Grit
Ja, es gibt viele, die räumen auch schon am 6. Januar alles weg. Aber nicht wenige lassen es eben noch bis 2. Februar oder gelegentlich darüber hinaus noch stehen. Vor allem, je näher man ans Erzgebirge kommt. 🙂
Da hast du ja einen atemberaubenden Ausblick. Wunderschön! Ich werd ganz bestimmt mal die Schweiz besuchen.
Herzliche Grüße
Annabel