Kennst du einen dieser Abhängigen, die sich das Glück injizieren, weil ihr Leben ansonsten völlig leer und lieblos dahindümpelt? Für sie bedeutet die Suche nach dem nächsten High ihren Lebensinhalt. Während sie immer mehr Stoff besorgen müssen, um ihren Glückslevel zu halten, nehmen sie sogar kriminelle Handlungen in Kauf. Irgendwann verkehren sie ausschließlich in ihrer Szene. In richtig schlimmen Fällen verlieren sie sogar vollkommen den Bezug zur Realität. Von den gesundheitlichen Folgen ganz zu schweigen…
Wir sind umgeben von diesen Konsum-Junkies!
Das Problem dabei ist: Wenn wir umgeben von ihnen sind, merken wir vielleicht nicht, dass wir selbst so einer sind.
Oft verdrängen wir unangenehme Tatsachen (wie den Tod). Wir wollen nicht wahrhaben, dass wir eventuell ein Problem haben. Und die Habgier ist ein Problem. Ein riesengroßes! Denn sie zerstört unser aller Leben!
Wohin führt die Gier?
Jeder Mensch möchte glücklich leben. Doch was bedeutet das überhaupt?
Unsere Gesellschaft scheint dem Glauben verfallen zu sein, man könne das Glück anhand von Zahlen bemessen.
Wer viel verdient, sei demnach zufriedener als jemand mit geringerem Verdienst. Je mehr Pferdestärken ein Fahrzeug hat, desto besser fühlten wir uns. Und je mehr Leute wir unter uns schuften lassen, für umso erfolgreicher würde man uns halten.
Wie wir dahin kommen, ist egal. Die Bewunderung sei uns garantiert.
Traurig, so zu denken, oder nicht?
Wir bewundern den, der viel hat, fragen aber nicht, wer dafür einbüßt.
Wow, deine Karre ist der Wahnsinn! (Dafür kaufst du die billigsten Lebensmittel ein, weil der Kredit zu viel verschlingt.)
Wow, dein Haus ist ein Palast! (Dafür verwehrst du deinen Mitarbeitern einen anständigen Lohn.)
Wow, du hast ein Hightech-Imperium geschaffen! (Dafür vertuschst du, wo du deine Chemikalien tatsächlich entsorgst.)
Ein Sklave der Habgier
Gier führt so weit, dass in unserer modernen Welt noch immer Menschen auf brutale Weise versklavt werden. Ja, auch im „reichen“ Deutschland!
Aber selbst wenn die meisten von uns nicht versklavt sind, wächst die Ausbeute am Arbeitsplatz. Die Zufriedenheit der Arbeitnehmer sinkt. Sie werden ausgepresst wie eine Zitrone und dann weggeworfen. Der nächste wartet schon auf sein Schicksal.
Zu Hause sitzen sie erschöpft vorm Fernseher und werden mit Werbung bombardiert, die ihnen verspricht, sich besser zu fühlen. Hierfür bräuchten sie nur etwas von ihrem hart verdienten Geld gegen das ersehnte Mittelchen des Glücks einzutauschen.
Bei nächster Gelegenheit stürmen die Unzufriedenen die Kaufhäuser und holen sich alles, was das Herz begehrt. Um die Kollegen und die Nachbarn zu beeindrucken, darf es gerne etwas teurer sein. Wofür gibt es denn Kredite?!
Somit legen sich die Fesseln der Abhängigkeit um uns. Die Unzufriedenheit macht uns zu Sklaven! Denn jetzt buckeln wir, um unsere überwältigenden Konsum-Kosten zu decken. Die Angst vorm Jobverlust steigt. Bald brauchen wir wieder Neues, wobei es immer schwieriger wird, diese Fassade des Erfolgreichen aufrechtzuerhalten. Der Schuldenberg wächst und wächst. Und die Depression ebenso.
Doch mit dem eigenen Unglück ist der Kreislauf des Elends noch nicht vorbei. Die Produkte, die wir kaufen, werden oftmals von Menschen im Ausland produziert, die noch unwürdiger arbeiten müssen. So beteiligen wir uns an der Ausbeute, die uns in einem anderen Rahmen selbst zu schaffen macht.
Und wer profitiert?
Natürlich derjenige, der ausbeutet. Doch glaube nicht, dass der glücklicher ist! Er ist im selben Kreislauf der Unzufriedenheit gefangen. Die Gier sorgt schon dafür, dass er nie zufrieden wird. Er will mehr! Das verleitet ihn dazu, seine Moral immer mehr zu brechen. Wie ein Süchtiger auf der Suche nach seinem Glücksstoff geht er teils skrupellose Wege, um an noch mehr Kohle zu kommen. Er braucht seinen Kick! Wer hierfür bluten muss, ist uninteressant. Hauptsache das Ego bekommt, was es will.
Gier macht arm(selig)!
“Willst du reich werden? Dann plage dich nicht damit, deine Güter zu vermehren, sondern deine Habgier zu verringern.”
Epikur
Ist es nicht an der Zeit, der Gier ein Ende zu bereiten? Sie eher zu verachten, statt mit Anerkennung zu würdigen? Gier führt nun mal häufig zum Machtmissbrauch. Daran ist nichts bewundernswert!
Gier ist sogar dumm, weil sie die Welt zerstört.
Wer hinterzieht Steuern? Wer unterdrückt seine Mitarbeiter? Wer beutet die Natur aus? Wer zwingt Frauen in die Prostitution? Wer presst Tiere in ein würdeloses Leben? – Es sind die Gierigen, die auf Kosten anderer ihren Lebensstandard hochschrauben.
Gier ist außerdem peinlich! Sie sorgt dafür, dass wir uns wie Idioten aufführen. (Ich weiß nicht, warum ich jetzt an Toilettenpapier denke… 😏)
Niemand ist frei von Gier. Sie ist in uns verankert.
Dennoch sollten wir uns ein Gespür dafür bewahren, wann unsere Wunschbefriedigung einem anderen schadet. Und im Grunde dürften wir es auch nicht dulden, wenn wir wissen, wie jemand durch die Habsucht Schaden an einem Lebewesen oder der Natur verursacht.
Die Würde eines Menschen hängt nicht vom Besitz ab!
Der Mensch ist das empathischste Wesen, das es auf der Erde gibt. Kein Tier kann sich derart in andere hineinversetzen, wie wir es können. Doch gleichzeitig sind wir die grausamsten unter den Geschöpfen. Kein Tier quält, foltert und tötet so viele seiner Art, wie es der Mensch tut. Und warum? Weil wir uns mehr nehmen, als wir brauchen. Dafür müssen wir ab und zu jemanden aus dem Weg räumen, ihn unterwerfen oder ihn aufs Ärgste demütigen.
Und dabei brauchen wir gar nicht mit dem Finger auf korrupte, millionenschwere Unternehmer zu zeigen. Wir können uns sehr gut an die eigene Nase fassen. Denn wo bleibt die Rücksichtnahme für die Angehörigen, wenn es ums Erbe geht? Oder wenn der Baum des Nachbars es wagt, seine Äste in den eigenen Garten auszustrecken? Oder wenn es im Supermarkt darum geht, das letzte Päckchen Milch zu ergattern?
Es ist nicht leicht, der Habgier zu entkommen. Zum Teil setzen wir durch sie aber unsere Würde aufs Spiel.
Wir können bettelarm sein oder Milliardär. Das sagt noch lange nichts darüber aus, wie edel unser Charakter ist. Die Art, wie wir andere Menschen behandeln, entscheidet über unser Ansehen! (Zumindest sollte es so sein…)
5 Strategien gegen die Gier
Um der Gier zu entkommen, schlage ich dir nun fünf Strategien vor. Sie helfen dir (und mir), den Blick auf das Wesentliche zu richten. Wenn wir diese verinnerlichen, hat die Habsucht keine Chance.
1. Sei genügsam!
Genügsamkeit ist einer der Schlüssel zu mehr Zufriedenheit.
Wir Menschen haben so viel erreicht, dass der Wunsch nach mehr nur noch das Gegenteil bewirkt.
Ich für mich kann dem übermäßigen Konsum nichts mehr abgewinnen. Meine wahren Glücksmomente kosten mich keinen Cent. Die finde ich, wenn ich nach draußen gehe, die Natur erkunde und den Vögeln beim Singen zuhöre. Für Leute, die ihr Glück im Kaufen und Besitzen suchen, mag es sich sehr anspruchslos anhören. Aber es erfüllt mich viel mehr als eine neue Anschaffung.
Und das Beste: Die Genügsamkeit macht mich unabhängiger von meinem Job, den Launen meines Chefs und dem Geld an sich. Denn mein Glück kostet nicht viel und verschuldet mich nicht.
2. Freu dich für andere!
Auf dem Weg in unseren wunderschönen Wald passieren wir ein ansehnliches Wohnviertel. Ich erfreue mich jedes Mal an den liebevoll gestalteten Grundstücken. Jedes Haus und jeder Garten hat seinen eigenen Charme. Ich genieße diesen ästhetischen Anblick, muss davon aber nichts besitzen.
Sich für andere zu freuen, bereitet einem selbst genug Freude.
3. Lerne zu teilen!
Mit dem folgenden kleinen Test findest du heraus, wie ausgeprägt deine Bereitschaft zum Teilen ist:
- Ich teile gerne meine Lieblings-Naschereien mit anderen.
- Guten Freunden verleihe ich Dinge, die mir wertvoll sind, wenn sie ihnen nützen.
- Manchmal bringe ich jemanden, den ich gerne habe, eine kleine Überraschung mit.
- Hin und wieder lade ich einen mir lieben Menschen ohne Zweck und Anlass ins Restaurant oder woandershin ein.
- Jeden Monat spende ich 5 % meiner Einnahmen an (eine) sorgfältig ausgewählte Hilfsorganisation(en) oder an Herzensprojekte, die ich unterstütze.
Wo hört deine Großzügigkeit auf? Noch vorm ersten Punkt? Dann nimm dir vor, von nun an öfters deine Naschereien zu teilen, statt sie jedes Mal ganz allein aufzuessen.
Schritt für Schritt kannst du mit dieser Liste deine Freigiebigkeit trainieren.
Doch teilen muss sich nicht immer nur auf Materielles beziehen. Schenke doch mal den Menschen, denen du auf der Straße begegnest, ein Lächeln. Schon diese Geste der Freundlichkeit kann eine andere Person innerlich aufbauen.
Auch jemandem Zeit zu widmen und zuzuhören ist heutzutage ein rares Geschenk. Überlege, wer allein oder bedrückt ist und sich über ein wenig Gesellschaft freuen würde. Dann ruf gleich heute an und schlage einen Besuch vor.
Wenn wir schon dabei sind: Über einen geteilten Beitrag in den sozialen Medien oder einen netten Kommentar freut sich obendrein die kleine Bloggerin, die hier schreibt. 😉
Der positive Nebeneffekt: Teilen macht glücklich!
4. Suche Sinn statt Gewinn!
Nicht das Streben nach Gewinn macht uns Menschen glücklich. Wir brauchen nicht viel, um uns gut zu fühlen. Was uns wirklich begeistert, sind unsere Leidenschaften. Nichts gibt uns mehr Kraft und Energie als das Ausleben unserer individuellen Interessen.
Probiere es aus! Diese innere Freude, die entsteht, wenn du in dein Spezialgebiet eintauchst, kann dir kein Geld und kein Besitztum je verschaffen. In meinem Beitrag Weniger ist mehr: So reich bist du wirklich! erfährst du, warum.
5. Fördere Nachhaltigkeit!
Die fünfte Strategie gegen die Gier ist, auf Nachhaltigkeit zu setzen.
Es gibt vieles, das wir tun können. Natürlich verlangt das ein wenig Einsatz. Bio-Lebensmittel sind nicht so billig zu bekommen wie konventionelle. Auf Plastik-Verpackungen zu verzichten, ist aufwendiger, als gedankenlos einzukaufen. Zu Fuß gehen oder mit dem Rad zu fahren kostet mehr Zeit beziehungsweise Überwindung als mit dem Auto loszuheizen.
Fange mit einer Sache an, die dir wichtig ist. Wenn du nicht weißt, wo du ansetzen könntest, hilft dir meine dreiteilige „Mach’s besser“-Serie weiter, die zudem deiner Gesundheit dient.
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Wie gefallen dir diese fünf Strategien gegen die Habgier? Lebst du einige davon selbst? Wenn ja, welche?
Und falls dir das Thema genauso am Herzen liegt, freue ich mich, wenn du diesen Beitrag mit deinen Freunden in den sozialen Medien teilst.
Hier noch eine kleine Übersicht der verlinkten Beiträge in diesem Text, die das Thema ergänzen:
- Mach’s besser: [Teil 1], [Teil 2], [Teil 3]
- Weniger ist mehr: So reich bist du wirklich!
- Zu nett? Ein Plädoyer für mehr Freundlichkeit
- Warum wir den Tod brauchen (um glücklich zu leben)
- Sklaverei auf der Straße
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Bild von Ryan McGuire auf Pixabay | bearbeitet durch Autorin
Hallo liebe Bloggerin, Du sprichst mir mit dem Text aus der Seele. Sehr angenehm geschrieben.
Liebe Grüße:)
Herzlichen Dank, liebe Astrid, das freut mich sehr! ☺