In unserer Seele spiegelt sich das Außen wider. Wenn ich meinen Blick durch den Raum schweifen lasse, muss ich feststellen: In mir wohnt eine Chaotin. Ich möchte sie bändigen, doch das Chaos setzt sich immer wieder durch.
Im ganzen Universum scheint sich das Durcheinander selbst zu regulieren – wild umhersausende Teilchen setzen sich zusammen und bilden Atome, dann Moleküle, Elemente, Sonnensysteme, ja ganze Galaxien. Alles strukturiert sich zu einer großen Ordnung. Auch der Mensch selbst ist ein geordnetes System aus 100 Billionen Zellen. Warum mein Haushalt nicht?
Sobald ich fertig bin mit Aufräumen, schleichen sich die Gegenstände wie durch Geisterhand von ihren zugewiesenen Plätzen und verteilen sich unwillkürlich im Raum. Ich kann mir das gar nicht erklären.
Dabei gilt Ordnung als gesunder Zustand – Chaos hingegen deutet an, dass etwas nicht im Gleichgewicht ist. Bin ich nicht im Gleichgewicht?
Mit meinem Blick durch den Raum kommt auch schon die Antwort: Ja, du hattest es mal besser im Griff! Und ich weiß noch, wie gut sich das anfühlte …
Was bewirkt äußere Ordnung im Inneren?
Ordnung ist mit vielen positiven Gefühlen verknüpft. Vielleicht, weil es ein natürlicher Zustand ist, wie wir an den Strukturen im Universum und in uns selbst ja gut beobachten können. Aber was genau bewirkt die Ordnung ins uns? Ich gebe dir und mir die 9 besten Gründe, warum es sich lohnt, den Haushalt doch zu bändigen:
1. Stresspegel sinkt
In einer Wohnung, wo sich das Chaos breit macht, fühle ich mich ganz schnell überfordert. Alles scheint mir dann über den Kopf zu wachsen: die Pflanzen schreien nach Wasser, der Papierkram stapelt sich auf dem Esstisch, jeden Tag verschwende ich viel Zeit mit der Suche nach meinen Klamotten, der Haarbürste sowie meinem Verstand, und wenn es richtig schlimm ist, schauen mich beim Öffnen des Mülleimers tausend Augen einer anderen Spezies an. STRESS!!! Wie entspannt es dagegen ist, wenn man sich für jeden Tag eine Routine schafft, in der man alles unter Kontrolle bringt. Der Stresspegel sinkt nachweislich, sobald man wieder Herr über die Lage ist.
2. Motivation steigt
Schon beim Aufräumen merke ich, wie meine Stimmung sich bessert und die Motivation steigt, wenn Schritt für Schritt die Ordnung die Oberhand gewinnt. Ich habe mir vorgenommen im Bad anzufangen, denn das soll schließlich meine Wohlfühl-Oase sein. Dann arbeite ich mich durch die restlichen Räume. Jeden Tag nehme ich mir einen anderen Raum vor bis ich meine Grundordnung zurückerobert habe. Diese kleinen Erfolgserlebnisse des Alltags fühlen sich richtig gut an. Jetzt darf mir nur keiner diese Ordnung wieder zerstören, sonst ist mein Ansporn für die nächsten Tage hinüber…
3. Glückshormone werden freigesetzt
Wenn ich jetzt meine sauberen Räume betrete, fühle ich mich richtig glücklich und wohl. Mit dem Erreichen eines gesteckten Ziels und durch die körperliche Betätigung, die dem vorausging, schüttet der Körper zur Belohnung Endorphine aus. Lasse ich also meinen Blick nun durch die Räume schweifen, fühle ich mich einfach zufrieden mit mir und meiner Welt. Bitte, bitte, liebe Teller, Tassen, Kleidungsstücke & Co., kehrt immer wieder brav an eure Plätze zurück!
4. Klarer Geist, geordnete Gedanken
In einem ordentlichen Ambiente klärt sich der Geist. Chaos hingegen sorgt für Unruhe und Nervosität. Es gibt ein paar Sachen bei uns zu Hause, die müssten einfach mal entsorgt werden. Da wären unansehnliche Dekoartikel, die im Grunde keinen Platz haben und irgendwie stören, sobald sie ins Blickfeld geraten. Oder alte CDs, die niemand mehr hört; Geräte, die keiner mehr benutzt; sowie Dinge, die kaputt sind und schon längst hätten ersetzt werden müssen. Wenn man sich an all dem unnützen Zeug festhält, hält man sich auch an der Ruhelosigkeit fest. Deshalb hilft das Entrümpeln auch beim Ordnen der Gedanken
5. Mehr Zeit durch kluge Entscheidungen
In meinem Kleiderschrank habe ich vor einer Weile mal gründlich ausgemistet. Ich hatte so viele Klamotten, die ich gar nicht mehr in der Öffentlichkeit anziehen wollte. Also halbierte ich den Inhalt. Zuerst habe ich mir überlegt, wie oft ich Hosen, Oberteile etc. waschen möchte (ich wasche nicht nach Farben, sondern nach Art der Kleidung – macht das noch wer so?). Dann habe ich ausgerechnet, wie viel ich von den jeweiligen Kleidungsstücken brauche, um bis zur nächsten Wäsche hinzukommen. Danach ging es an die Auswahl. Nun habe ich nur noch meine Lieblingsstücke im Schrank – hauptsächlich Basics, die sich gut miteinander kombinieren lassen. Das erleichtert die Entscheidung darüber, was man anziehen will und spart Zeit.
6. Hilft beim Loslassen und wirkt befreiend
Sich von altem Krempel zu lösen heißt, sich von Ballast zu befreien. Oftmals bewahren wir Dinge in unserem Haushalt auf, die uns gar nichts bedeuten. Es fällt aber auch verdammt schwer, etwas loszuwerden, weil uns beim Entrümpeln gerne der Gedanke ausbremst, dass es eines Tages fehlen könnte. Eventuell höre ich die CD, an die ich schon längst nicht mehr gedacht habe, doch noch einmal in ferner Zukunft. Oder die Deko-Katze von Oma Ilse, der schon ein Ohr fehlt – ich kann sie doch nicht einfach wegschmeißen, das bringt vielleicht Unglück. Sobald sich seltsame Gefühle einschleichen, ist es womöglich an der Zeit, sich von der Sache zu trennen. Die Dinge, die glücklich machen oder genutzt werden, dürfen bleiben.
7. Verbesserte Konzentration
Sobald wir uns von allem Unnötigen getrennt haben, liegt unser Fokus wieder auf den richtigen Dingen. Indem ich mir also die Energie spare, die mein Unmut angesichts der Unordnung kostet, kann ich mich wieder auf das Wesentliche konzentrieren. Mein Blick stolpert nicht mehr ständig über herumliegende Sachen. Ich kann meine Aufmerksamkeit wieder voll und ganz auf das legen, was mir wichtig ist.
8. Produktivität steigt an
Dasselbe gilt auch für meine Produktivität. Wenn ich in meinen Kleiderschrank schaue und nur Klamotten sehe, die ich nicht mehr anziehen mag, dann raubt das schon am Morgen Unmengen Energie. Seit meiner Entrümpelungsaktion sehe ich beim Öffnen des Schranks sofort das, was ich anziehen will. Ich brauche nur noch danach greifen. Das spart Zeit, die ich für produktive Unternehmungen nutzen kann.
9. Erholsamer Schlaf
Liegen haufenweise unerledigte Aufgaben vor einem, die man immer wieder wegschiebt oder gar verdrängt, kann sich das negativ auf die Schlafqualität auswirken. Ich kenne das noch aus meiner Schulzeit: Eigentlich hätte ich schon längst das Referat vorbereiten müssen, doch schon der Gedanke, es halten zu müssen, sorgte für Prokrastination. Gedanklich wollte ich mich überhaupt nicht damit auseinandersetzen und schob es immer wieder beiseite. Doch nachts rächte sich dieses Vermeidungsverhalten. Dann schrie es mir die Stille quasi ins Bewusstsein und ließ mich nicht ruhig schlafen. Es bringt also nichts, Dinge vor sich herzuschieben. Besser man erledigt unangenehme Aufgaben sofort und rettet damit seinen Schlaf.
Keine Ordnung ohne Chaos
Jetzt ist die Chaotin wieder motiviert, sich ihrem Haushalt zu stellen. Ich hoffe, du bist es auch?
Falls dich das Chaos, genauso wie mich, immer mal wieder einfängt, habe ich hier noch ein paar Tipps für dich verlinkt, die du dir unbedingt anschauen solltest. Ich selbst sehe ebenfalls gelegentlich dort nach, wenn ich den Fokus für meinen Haushalt verloren habe. Das hilft mir, wieder darüber bewusst zu werden, wie viel ich auch mit wenig Aufwand in stressigen Zeiten schaffen kann. Denn als ich den verlinkten Beitrag schrieb, hatte ich gerade eine ich-hab-alles-im-Griff-Phase. 😊
Dennoch hat ein wenig Unordnung durchaus positive Seiten. Ohne Chaos gäbe es nämlich keine neuen Strukturen. Wäre das Universum von Anfang an ein geordnetes System von Teilchen gewesen, hätte sich nie etwas verändert und weiterentwickelt. Dann gäbe es weder uns Menschen, die sich um ihren Haushalt sorgen, noch gäbe es Planeten, Sonne und Sterne.
Zur Ordnung gehört demnach das Chaos dazu. Es schafft die Möglichkeit für Neues, Kreatives und Experimentelles. Deshalb ist ein bisschen Durcheinander ab und zu gar nicht schlimm, denn es beflügelt die Fantasie und führt zu neuen Ideen.
Wie geht es dir mit deinem Haushalt? Hast du immer alles im Griff oder vernachlässigst du manchmal diese alltäglichen Aufgaben? Ich freue mich, wenn du deine Erfahrungen in den Kommentaren mit uns teilst.