Ist es nicht schön, viele Optionen zu haben?
Bereits beim Zähneputzen können wir zwischen verschiedenen Sorten Zahnputzmittel auswählen. Beim Öffnen des Kleiderschranks quellen uns überwältigende Kombinationsmöglichkeiten entgegen. Ein Blick in den Kühlschrank erfreut uns mit der Botschaft, dass wir auch die nächsten dreieinhalb Wochen nicht verhungern werden. Und zur Not bietet uns der Vorratsschrank noch Tante Gerdas eingeweckten Grünkohl, saure Gurken sowie Erdbeerkompott aus dem letzten Jahrtausend.
Unsere Möglichkeiten enden jedoch nicht mit dem Blick in den Kühlschrank. Wir haben die freie Wahl über die Art des Transportmittels, das uns von A nach B bringt: Land Rover, Audi, Mercedes-Benz (ähm… Taxi), Bus, Rad, Roller oder zu Fuß.
Außerdem stehen uns beruflich alle Wege von Altenpflegerin bis Zahnarzt offen. Wir können unser eigenes Unternehmen gründen oder uns anstellen lassen. Auch könnten wir die Welt bereisen oder von zu Hause aus arbeiten. Nichts ist unmöglich.
Und in der Freizeit gibt es weitere Entscheidungen zu treffen: In welchen Laden gehe ich einkaufen? Auf welche Schule schicke ich meine Kinder? Wie feiere ich meinen Geburtstag? Wohin geht mein nächster Urlaub? Welche Bettmatratze ist die richtige für mich?
Die Multioptionalität bietet mehr als genug Antworten auf jede Frage. Wir müssten uns nur entscheiden.
Macht Multioptionalität frei?
Je mehr Optionen wir haben, desto freier und glücklicher glauben wir zu sein.
Wir verbummeln unheimlich viele Stunden damit, die für uns beste Lösung abzuwägen. Ob wir nach einem Outfit für die Abschlussfeier suchen, die Berufswahl treffen oder uns einen neuen Kühlschrank kaufen (weil der alte ja schon voll ist). Je mehr Alternativen infrage kommen, desto schlechter können wir uns entscheiden, aus Angst, die falsche Wahl zu treffen. Denn mit jeder Entscheidung schließen wir immer eine andere Variante aus.
Und dann kommen die Zweifel: Schmeckt der einhunderteinundzwanzigste Tee im Supermarktregal doch noch aromatischer als der vierundfünfzigste? Was, wenn sich die Matratze, die ich nach achtundvierzig Recherchestunden ausgewählt habe, nicht so gut liegt wie eine der hundert anderen? Vielleicht hätte ich doch die Wohnung ganz oben nehmen sollen, statt die günstigere Kellerwohnung?!
Zwar lieben wir die Vielfalt an Möglichkeiten, doch wissen wir nicht mit dieser überfordernden Freiheit umzugehen. Wie wir uns auch entscheiden, so richtig zufrieden sind wir wohl nie.
Wie gehen wir mit der Multioptionalität um?
Der Zeitgeist verlangt, dass wir immer das Beste für uns herausholen. Wir leben in einer Selbstoptimierungsgesellschaft. Doch was wir eigentlich brauchen, ist mehr Gelassenheit im Umgang mit Entscheidungen.
Wer Angst davor hat, die falsche Wahl zu treffen, wird sich kaum richtig entscheiden können. Denn selbst wenn man sich entschieden hat, kreisen die Gedanken um das, was man stattdessen verpasst.
Manchmal ist die Furcht vor der falschen Entscheidung so groß, dass man das Schicksal beauftragt, zu entscheiden. Dann steuert man jedoch in ein Leben, das man sich selbst nie ausgesucht hat.
Lassen wir uns das Zepter also besser nicht aus der Hand nehmen und treffen wir unsere Wahl ganz bewusst.
Finde deine Richtung!
Die perfekte Entscheidung gibt es genauso wenig wie die falsche Entscheidung. Man müsste schon hellseherische Fähigkeiten besitzen, um genau feststellen zu können, wie glücklich welcher Entschluss letztendlich macht.
Gerade bei den großen Fragen des Lebens gibt es manchmal kein Zurück. Wer ein Kind in die Welt setzt, kann später nicht sagen, ich möchte jetzt doch lieber keins mehr. Diese Entscheidung ist nicht umkehrbar. Eine Heirat oder Selbstständigkeit dagegen ist mit etwas Aufwand rückgängig zu machen.
Geißel dich also nicht länger mit der Vorstellung, die perfekte Wahl treffen zu müssen. Erlaube es dir lieber, eine Entscheidung auch bereuen zu dürfen. Wir müssen nicht fehlerfrei durchs Leben laufen. Obwohl es manchmal so scheint, als wäre das die einzige Option, die wir haben.
Im Folgenden findest du drei Punkte, die dich dabei unterstützen, deinen persönlichen Weg durch den Dschungel der Möglichkeiten zu finden. Du könntest heutzutage alles und jeder sein. Aber möchtest du das auch? Wenn du eher in deine eigene Richtung gehen willst, dann schau, wie du die Punkte für dich umsetzen kannst.
1. Lerne dich gut kennen.
Zuerst hilft es, dich selbst und deine Bedürfnisse gut zu kennen. Frage dich, zu welchen Erfahrungen, Menschen und Produkten du dich wirklich hingezogen fühlst. Dem Rest schenkst du weniger von deiner Aufmerksamkeit. Warum solltest du deine kostbare Zeit mit Bedeutungslosem verschwenden?!
Mit der Selbsterkenntnis findest du deine persönliche Leitlinie. Alles andere ist Kritzelkrakel und braucht dich nicht weiter zu interessieren.
Natürlich kann deine Linie auch mal abbiegen, die Richtung wechseln oder im Zickzack verlaufen. Aber weil du deine Werte kennst, läufst du nicht Gefahr, die Orientierung zu verlieren. Halte dich an deinen inneren Kompass!
2. Folge deiner Intuition.
Als Nächstes höre mehr auf dein Bauchgefühl!
Oftmals spüren wir intuitiv, was wir wollen. Wenn da nicht immer der Verstand mit hineinfunken würde. Er nämlich trägt die Stimmen des eigenen Umfelds und der Gesellschaft in sich. Die aber haben nicht unbedingt etwas mit unseren Bedürfnissen zu tun.
Die Intuition hingegen ist ein unbewusster Speicher an Erfahrungen und Wissen. Die Impulse, die sie uns ins Bewusstsein schickt, wurden im Hirn bereits zu unseren Gunsten ausgewertet. Was die Intuition uns rät, entspricht eher unserem Wesen, unseren Fähigkeiten und Wünschen.
Trotzdem ist selbst sie nicht fehlerfrei. Intuitiv getroffene Entscheidungen können uns ebenso auf die Nase fallen lassen wie bewusst gefasste Entschlüsse.
Für diesen Fall habe ich einen Beitrag für dich, der dir in einem 4-Schritte-Hilfsprogramm zeigt, wie du wieder aufstehst: Gescheitert: Was dir hilft, um nicht daran zu zerbrechen. So verlierst du hoffentlich die Angst vor falschen Entscheidungen.
3. Übe dich in Selbstbeherrschung.
Nur weil dir alle Optionen offenstehen, heißt das nicht, dass du sie alle auch nutzen musst! Das gelingt dir ohnehin nicht.
Was du brauchst, damit dir das Ruder im Strudel der vielen Möglichkeiten nicht aus der Hand rutscht, ist Selbstbeherrschung. Du musst nicht zu allem im Leben Ja sagen. Lerne dich zurückzunehmen, etwas abzulehnen. Vor allem, wenn du einen inneren Widerstand spürst.
Es ist schön, dass wir viele Optionen haben. Aber nur, wenn wir uns selbst einschränken können.
Hab deshalb den Mut, auch mal etwas zu verpassen! Die Multioptionalität gibt dir die Freiheit, selbst zu bestimmen, welche Angebote du annimmst und welche du ablehnst.
Sei wählerisch!
Bewusst auf etwas zu verzichten, gibt dem Leben viel mehr Qualität.
***
Wie geht es dir mit der Multioptionalität? Überfordert sie dich oder bist du glücklich über die vielen Möglichkeiten, die das Leben heute bietet? Wie gehst du damit um? Und was sind die Schwierigkeiten dabei? Teile es mir gerne in den Kommentaren mit.
Wie wäre es jetzt noch mit einem Trick für leichtere Entscheidungen? Er mag dir vielleicht im ersten Moment seltsam erscheinen. Warum er dennoch funktioniert, werde ich dir nicht vorenthalten:
Aufgepasst: Mit diesem einfachen Trick fällt dir ab heute jede Entscheidung leichter!
Gerne verbinde dich auf Twitter und Facebook mit mir, teile mir deine Gedanken per E-Mail mit oder abonniere meinen kostenlosen Newsletter, um keinen neuen Beitrag zu verpassen.
Ich persönlich empfinde Multioptionalität oftmals bei den sogenannten schwerwiegenden Entscheidungen als besonders herausfordernd bis überfordernd. Also Entscheidungen, die sich nicht so schnell revidieren lassen und eine gewisse Endgültigkeit ausstrahlen.
Allerdings bin ich mittlerweile der Meinung, die meisten vermeintlich unumkehrbaren Lebensentscheidungen (wie z.B. die Berufswahl) sind gar nicht so ultimativ wie wir manchmal glauben. Unsere schnelllebige Welt unterliegt ständigen Veränderungen und so sind auch nur die wenigsten Entscheidungen tatsächlich unabänderlich für das gesamte restliche Leben.
Noch ein kleiner sprachlicher Hinweis, über den ich beim Lesen gestolpert bin:
„Außerdem stehen uns beruflich alle Wege von Altenpflegerin bis Zahnarzt offen.“
Fände es schöner zu lesen, wenn hier von „Altenpflegerin bis Zahnärztin“ die Rede wäre. 😉 (oder meinetwegen noch „Altenpfleger bis Zahnarzt“)
Liebe Aljona,
danke für deine Gedanken und den Hinweis.
Ja, die vielen Möglichkeiten machen das Leben nicht unbedingt leichter. Auch in der Sprache wird es immer kniffliger, wie ich finde. Früher nutzte man das generische Maskulinum, wenn beide Geschlechter gemeint waren. Heute hat man da schon mehr Optionen. Meine vielleicht nicht so optimale Entscheidung ging dahin, sowohl die feminine als auch die maskuline Form in einen Satz zu bringen. Wobei es hier die freie Wahl der Geschlechtsidentität ausdrückt. Diese Freiheit wäre ja früher ebenfalls nicht denkbar gewesen. Deshalb finde ich es an der Stelle zum Thema Multioptionalität eigentlich ganz passend und würde es jetzt erst mal so stehen lassen. Aber ich werde deinen Vorschlag im Hinterkopf behalten, falls ich beim Schreiben mal wieder vor einer ähnlichen Entscheidung stehe. 😊
Liebe Grüße
Annabel