Jetzt zeigt sich, wer zusammengehört!
Niemals hocken wir so lange aufeinander wie in diesen Zeiten. Für die einen mag es ein Segen sein, endlich mal Zeit mit seinem Partner zu verbringen. Anderen wird es bald zu viel.
Wie ist die Stimmung bei dir zu Hause? Liegen die Nerven blank? Gab es bereits den einen oder anderen Zoff? Oder schwelgt ihr gewissermaßen im Liebesglück, weil ihr die Tage miteinander weitgehend genießt? Ich hoffe sehr für dich, dass Letzteres zutrifft. Denn nichts ist schöner als eine intakte Beziehung.
Wenn es eher kriselt und ihr euch aneinanderreibt wie Partikel in einer Gewitterwolke, dann muss eine Lösung her, damit eure Beziehung die Corona-Krise überlebt.
Heilung in der Krise
Wenn die Nerven durch Sorgen und Ängste überstrapaziert sind, kommt es schneller zu Überreaktionen. Da reichen Kleinigkeiten aus und schon fliegen die Fetzen. Soweit muss es aber nicht kommen. Die folgenden 4 Tipps zeigen, was du für eine gute Stimmung zu Hause tun kannst, damit deine Beziehung nicht ein Fall für die Intensivstation wird.
Tipp 1: Erinnere dich an den Grund eurer Liebe
Es waren einmal zwei einsame Herzen. Eines Tages kehrte die Sehnsucht in das eine Herz hinein. Dieses Herz, das sonst so unbemerkt seine Aufgaben erfüllte, klopfte nun laut um Aufmerksamkeit, damit das andere Herz es erhörte. Daraufhin fing auch dieses laut zu klopfen an. Und schließlich verschmolzen sie zu einem Rhythmus – dem Rhythmus der Liebe.
Wie fing deine Liebesgeschichte einmal an? Was hat dich zu deinem Partner bzw. deiner Partnerin hingezogen? Und was würdest du missen, wäre dein Gegenstück plötzlich für immer fort?
Denke einmal darüber nach, um dir bewusst zu machen, was der Grund eurer Beziehung ist. Warum hattest du eines Tages beschlossen, dem Menschen an deiner Seite einen Teil deines Lebens zu widmen? Was schätzt du an dieser Person, mit der du jede Nacht dein Bett teilst?
Glückliche Paare wissen in jedem Augenblick, was sie am anderen haben und sagen sich das hin und wieder. Das lässt sie auch in Krisenzeiten zusammenhalten.
Leider verlieren viele Partner im Laufe der Jahre den Blick für den anderen. Sie richten ihre Aufmerksamkeit überwiegend auf die Dinge, die ihnen am anderen nicht gefallen oder fehlen. Dadurch werden sie blind für die guten Seiten des anderen. Und was geschieht dann? Sie werfen sich das vor und es kommt zu Streitereien, bis man sich fragt, warum man überhaupt noch mit diesem Menschen zusammen ist.
Mach Stopp mit solchen Gedanken, die deine Beziehung vergiften! Kein Mensch kann alle Bedürfnisse erfüllen. Und niemand ist perfekt. Der entscheidende Unterschied zwischen glücklichen und unglücklichen Paaren ist lediglich, worauf sie überwiegend ihre Aufmerksamkeit richten. Deshalb: Erinnere dich jeden einzelnen Tag an all die guten Eigenschaften des anderen.
Tipp 2: Meide Konflikte um jeden Preis
Corona-Krise, Wirtschaftskrise, persönliche Krise, denn das eigene Geld wird knapp. Nichts ist, wie es einmal war. Und dann fällt beim Herausnehmen auch noch das Päckchen Salz aus der Hand und verstreut den gesamten Inhalt auf dem Küchenboden. Jetzt flammt die Wut auf und wer bekommt sie zu spüren? Klar, derjenige, der jetzt im Umfeld ist.
In erster Linie musst du verstehen, dass in Zeiten wie diesen die Angst sich durch jedes Organ in deinem Körper frisst und dich extrem reizbar macht. An einem ganz normalen Tag, an dem du dich entspannt und sogar glücklich fühlst, würde ein kleines Missgeschick niemals zu einer Überreaktion führen. Aber ist die Stimmung ohnehin schon innerlich am Brodeln, fehlt nur ein kleiner Reiz, um einen Gefühlsausbruch zu provozieren.
Deshalb ist es jetzt besonders wichtig, für eine gute Stimmung zu sorgen. Meide in diesen Wochen um jeden Preis Problemgespräche oder irgendwelche Schuldzuweisungen. Breche Streitigkeiten sofort ab und ziehe dich lieber zurück, um eine Eskalation zu vermeiden. Abgesehen davon, dass es generell sinnvoll ist für eine funktionierende Beziehung, das Austeilen von Vorwürfen zu vermeiden, ist es gerade in solch einer Krisenzeit mehr als angebracht.
Tipp 3: Sprecht miteinander
Beim Essen wird die Stille nur durch das Plappern der Nachrichtensprecherin unterbrochen. Und auch sonst spricht die eine lieber mit der Nachbarin und der andere mit sich selbst oder seinem Papagei. Wenn es soweit ist, dass Paare nicht mehr miteinander kommunizieren, ist die Beziehung bereits in einem kritischen Zustand. Gespräche sind nun mal die Basis einer gelingenden Partnerschaft.
„Wenn Sie sich gerne und viel mit Ihrem Partner unterhalten, dann wird Ihre Beziehung Bestand haben, einerlei, welche Schwierigkeiten Sie als Paar zu überwinden haben und welche Gegensätze Sie in die Beziehung hineintragen.“
Diese Worte schrieb einmal der Partnerschaftsberater Christian Thiel in seinem Buch „Was glückliche Paare richtig machen“.
Das Reden miteinander ist also nicht zu unterschätzen. Es stabilisiert die Beziehung. Zudem ist es ein schönes Gefühl, zu wissen, der andere zeigt Interesse und hört zu. Man fühlt sich angenommen und wohl. Deshalb solltest du deinem Schatz dieses wunderbare Gefühl jeden Tag zum Geschenk machen. Interessiere dich für seine Erlebnisse auf Arbeit, sein Hobby, seine Gedanken und lasse ihn im Gegenzug auch an deinem Alltag und was dich so beschäftigt teilhaben. Tauscht euch aus und genießt die gemeinsamen Gespräche. Christian Thiel empfiehlt mindestens 20 Minuten bis eine Stunde am Tag miteinander zu reden. Umso mehr umso besser! Nach oben sind keine Grenzen gesetzt.
Tipp 4: Sorge für dein eigenes Wohlbefinden
Sie: „Komm, heute gehen wir mal eine Runde durch den Park. Es ist so schönes Wetter.“ Er: „Ach nö, hab keine Lust… Die Sendung ist grad interessant.“ Sie: „Na toll, nie unternimmst du was mit mir!“ Er: „Sei mal leise, ich verpass ja alles!“ Sie fläzt sich zutiefst enttäuscht in den Sessel.
Warte nicht darauf, dass dein Partner oder deine Partnerin dir sämtliche Wünsche erfüllt und all deine Interessen mit dir teilt. Wenn er oder sie keine Lust auf einen Spaziergang bei Sonnenschein hat, geh eben alleine raus. Danach kommst du erholt und mit guter Stimmung wieder nach Hause. Bliebest du daheim, würdest du dich nur ärgern und fühltest dich frustriert.
Du bist für dein Wohlergehen selbst verantwortlich. Wenn du wartest, bis andere dich glücklich machen, kannst du lange warten. Erfülle dir deshalb deine Wünsche selbst. Wenn dein Liebling daran teilhaben will, umso schöner, aber zwinge niemanden dazu. Und selbst solltest du dich auch nicht zu allem möglichen breitschlagen lassen. Wenn du keine Lust auf Fernsehen hast, dann lass es und kümmere dich stattdessen um deine eigenen Interessen (fünf Ideen für die Corona-Zeit). Wichtig ist, dass ihr euch jedoch gegenseitig an euren Erlebnissen teilhaben lasst, indem ihr darüber erzählt (siehe Tipp 3).
Wenn ihr euch in der Partnerschaft diese Freiräume lasst, macht ihr euch auf jeden Fall interessant füreinander. Denn ihr habt immer etwas zu bequatschen. Zudem stärkt es das Selbstbewusstsein, wenn man sich um seine eigenen Bedürfnisse kümmert. Eine umso bedeutungsvollere Geste ist es, wenn man dem Partner zuliebe doch mal an seinem „Event“ teilnimmt.
Ist die Beziehung am Ende?
Im Moment gibt es kaum Ablenkungen vom eigenen Leben. Viele von uns gehen nicht zur Arbeit, wir können uns nicht mit Freunden treffen, ausgehen, uns in Unternehmungen stürzen. Rund um die Uhr ist unser Partner präsent. Wenn dir die paar Wochen schon ein Grauen sind und du merkst, dass du keinerlei liebevolle Gefühle für den anderen mehr empfindest, ihn sogar innerlich abstößt, dann ist der Moment gekommen, dir zu überlegen, wie lange du so weiterleben möchtest und ob es nicht besser wäre, eigene Wege zu gehen.
Man muss aber nicht jede Beziehung gleich wegwerfen, nur weil es mal kriselt. Solange ihr in der Lage seid, schöne Momente miteinander zu teilen, ihr euch respektiert und etwas aneinander findet, das euch zusammenhält, solltet ihr euch für die Liebe entscheiden. Und nur wenn wirklich gar nichts mehr geht, ihr euch das Leben schwer macht und das Schlechte überwiegt, bleibt euch die Möglichkeit offen, einen Schlussstrich zu ziehen.
Wenn sich die Beziehung nicht mehr richtig anfühlt, überprüfe zunächst die eventuellen Gründe anhand der oben erwähnten Tipps:
- Stört dich alles am anderen, weil du wirklich nichts Gutes an ihm/ ihr findest?
- Zofft ihr euch nur noch und könnt die Streitthemen nicht einmal für ein paar Tage ruhen lassen?
- Habt ihr euch überhaupt nichts mehr zu sagen, selbst wenn du dich um Gespräche ohne Vorwürfe bemühst?
- Gibt es gar nichts, was euch verbindet, das ihr teilen könnt?
Hoffnung stirbt zuletzt
Falls du etwas findest, wofür du deinen Partner bzw. deine Partnerin schätzt, solltest du dir das jeden Tag vor Augen halten. Denn solange es etwas gibt, dass du am anderen schätzt, gibt es noch Hoffnung. Frag ruhig auch mal dein Gegenüber, was er an dir mag.
Wenn es euch dazu gelingt, einen Tag lang nicht zu streiten, gelingt es euch sicherlich auch einen weiteren Tag und dann noch einen Tag. Übt euch lieber darin, überhaupt miteinander zu sprechen. Plaudert über unverfängliche Themen und lasst die Problemgespräche erstmal ruhen. Dadurch verbessert ihr die Stimmung zwischen euch erheblich. Es entsteht wieder eine Verbindung. Wenn das mindestens eine Woche lang gut klappt, könnt ihr euch in einem entspannten Moment zusammensetzen und die Sorgen noch einmal bereden. Aber bitte ohne Beleidigungen und ohne Kritik am anderen, denn das verhärtet die Fronten. Begegnet euch stattdessen mit Verständnis. Das bringt euch viel weiter.
Eine gute Kommunikation ist das A&O in einer glücklichen Beziehung. Alles andere lässt sich meistern. Findet etwas, das euch verbindet und wenn es der Kaffeegenuss am Nachmittag ist.
Wie gehst du selbst mit den aktuellen Einschränkungen im Alltag um? Gibt es mehr Streitereien zu Hause? Belastet die Situation deine Partnerschaft? Welche Tipps kannst du ergänzen? Schreib es gerne in die Kommentare…
Bild von Sasin Tipchai auf Pixabay